13. 4. ordentliche Versammlung de« XXI. Yereintjahres.
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und 40 Groschen. Böhmisch-Rixdorf wurde dadurch Kämmereidorf, jedoch nur als Lehen. Berlin erhielt zwei Drittel, Kölln ein Drittel der Nutzungen. Durch Vergleich vom 24. August 1463 ging der Ort in Alleinbesitz von Kölln über, nur die Nutzung von dem großen Holze hinter Kixdorf verblieb Berlin nach wie vor zu zwei Dritteln. Nach Einführung der Reformation im Jahre 1540 übertrug der Johanniter- Orden das Pfarrbcsetzuugsrecht auf beide Städte, dio bekanntlich 1709 unter dem Gesamtnamen Berlin vereinigt wurden. Das Patronatsreclit Berlins über Kixdorf dauerte aber noch lange foit, 1890 erlosch das Schulpatronatsrecht des Üeiliner Magistrats und gar erst 1894 das Kirchenpatronat über die alte Kirche, denn mit der böhmischen Kolonie und der böhmischen Kirche Kixdorfs hatte Berlins Magistrat niemals etwas zu tun, w'eil die böhmischen Kolonisten auf dem von König Friedrich Wilhelm I. angekauften Lehnschulzengut im Jahre 1737 angesiedelt wurden und sich ein eigenes Bethaus zulegten. Das hing damit zusammen, daß damals eine herrnhutische Gemeinde in dem böhmischen Flecken Gerlachsheim mitsamt ihrem Prediger Augustin Schulz sich wegen konfessioneller Bedrückung nach Preußen um Aufnahme wendete. Der König baute das Schul- und Anstaltshaus und für die lutherischen und reformierten Böhmen Kirchen. Der Hauptteil der Einwanderer legte sich mit Erfolg auf die Wollen- und Kattunweberei.
Die herrnhutischen Familien haben ihre strenge Familienzucht, Genügsamkeit und Sitteneinfachheit trotz ihrer geringen Anzahl bewahrt. Die sich mit „Du“ und „Schwester" oder „Bruder" anredenden Mährischen Brüder vereinigen sich in ihrem einfachen Kirchlein zum Ostergang vor Sonnenaufgang unter Posaunenbegleitung ein Lied singend. Hierauf wird auf die Bedeutung dos Festes hingewiesen, wobei der Geistliche und die Mitglieder Sitzenbleiben. Die gemeinsam gesprochene Bekräftigungsformel lautet: „Das ist ge.wißlich wahr“. Daun geht es in geschlossenem Zuge wieder unter Posaunenklang nach dem in der Kirchhofsstraße belegenen Friedhof, jede der drei Korporationen: Evangelisch- lutherische böhmische und evangelisch-reformierte böhmische Rcthlehems- gemeiude sowie die evangelische Brüdergemeinde haben einen gesonderten Gottesacker sowie etwas voneinander abweichende Ritualgebräuche. Auf dem Kirchhof findet eine Andacht statt, die Namen der seit dem letzten Ostergange Heimgegangenen werden verlesen, die Gemeinde singt einen Choral und kehrt nach dem Betsaal mriiek, wo als Brüdermahl ein einfaches Frühstück eingenommen wird. Links sitzen die Männer, rechts die Frauen mit ihrem altüberlieferten Kopfputz. Er besteht aus Häubchen, die mit verschiedenfarbigen Bändern anmutig geschmückt sind, je nachdem es sich um Ehefrauen, Witwen oder Jungfrauen handelt. Auch die Konfirmandinnen tragen besondere Abzeichen. Dieser friedliche Ostergang, den auch viele Unbeteiligte nicht ohne Rührung betrachten,