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13. (4. ordentliche’ Versammlung des XXI. Vereinsjahre*.
steht in merkwürdigen Kontrast zu dem lebhaften, durchaus großstädtischen Verkehr draußen auf der Straße.
Zum Abschluß der geschichtlichen Erinnerungen sei noch angeführt, daß Rixdorf von den üblichen Drangsalen nicht verschont geblieben ist. Die Kaiserlichen, insbesondere das vielgenannte Regiment Torquato Conti hauste hier 1628 und 1629 durch Brandschatzungen übel und wurde in ähnlicher Weise von den Schweden abgelöst, die 1639 die Kirche verbrannten. Die Bevölkerung schmolz zusammen, und 1652 waren nur noch acht Höfe besetzt. Vom 3. Oktober 1760 ab plünderten in Rixdorf die Kosaken, auch 1806 und 1813 hatten die Bewohner unter Kontributionen und Requisitionen schwer zu leiden. Dazu kamen zwei gewaltige Brandschäden, am 20. Januar 1803 und am 28. April 1849. An letzterem Tage schoß ein wahrscheinlich angetrunkener Arbeitsmaun nach einem Storch auf einem Scheunendach. Dies galt als ein strafwürdiger Frevel, da der Storch als ein heiliges Tier angesehen wird, und zog sofort auch eine schreckliche Sühne nach sich. Der glimmende Schußpfropfen aus Werg zündete das Strohdach an. Der Wind tat ein übriges, und nach wenig Stunden waren nicht weniger denn 52 Wohnhäuser, 28 Scheunen und 74 Ställe niedergebrannt und über 100 Familien obdachlos. Allerdings sprang sofort der bewährte Wohltätigkeitssinn der Berliner eiu, die in Scharen nach dem Nachbardorf eilten, um den Brandschaden zu besichtigen. Auch der König und die Behörden spendeten teichliche Unterstützungen; dennoch hat es lange gedauert, bevor die Schäden dieser Feuersbrunst einigermaßen ausgeglichen wurden.
Von da ab sind Katastrophen und sonstige schwere Ereignisse glücklicherweise in Rixdorfs Chronik nicht mehr zu verzeichnen gewesen, vielmehr nur erfreuliche, förderliche. Schon im Jahre 1876 hatten die dortigen „Dörfler“ eine Industrie- uud Gewerbeausstellung im größeren Stile veranstaltet, die berechtigtes Aufsehen erregte.
Am 1. April 1899 erhielt Rixdorf Stadtrechte, und das ist für den damit auf eigene Füße gestellten Vorort zu einer großen Wohltat geworden. Die Behörden haben alles getan, um den Ort zu heben. Beweis dessen das stattliche Amtsgericht, die gewaltigen Reichspostaulagen und das Polizeidirektionsgebäude. Dem evangelischen Gottesdienst sind drei neue Kirchen gewidmet: die stattliche Magdalenen-Kirche an der Bergstraße gegenüber der Jonasstraße, die Genezareth-Kirche an der breiten, platzartigen Schillerpromenade und die Martin-Luther-Kirche. Auch an der Nansenstraße 34 im Gartenhaus wird Gottesdienst abgehalten. Den Katholiken ist die Pfarrkirche Neukölln-Stadt an der Prinz-Handjery- Straße 82 und eine zweite Pfarrkirche für Neukölln-Britz, Kranoldstraße 22/23, gewidmet.
Es wurde erwähnt, daß die Festschrift des Magistrats vom Jahre 1908 den Aufschwung Neuköllns bescheidentlich der günstigen Lage der