Knltnixetcbichtlicbea Ober die Citrone.
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Die Bezeichnung medica veranlaßt mich aber, auf Viktor Hehn zu weisen: „Fragen wir [so schreibt er in seinem berühmten Buch „Kulturpflanzen u. s. w.“ B. Aufl., S. 434 f.], welche Art der Aurantiaceen wir uns unter dem modischen Apfel zu denken haben, so läßt sich mit Sicherheit antworten: die Citronat-Citrone, Citrus medica Cedra, und zwar aus mehreren Gründen. Krstlich heißt diese dickschalige, oft kopfgroße Frucht mit verhältnismäßig geringem, saurem, bei einer Abart auch süßlichem Fleische oder Safte, noch jetzt in Italien cedro; dann findet sich in der persischen Provinz Gilän, einem Theil des alten Mediens, der Citronatbaum noch ganz mit dem Habitus, den Theophrast beschreibt, namentlich [was wir bei den nach Berlin oder vielmehr in hiesige Häuslichkeiten gelangenden Citronenarten nicht antreffen können] mit häufigen scharfen Stacheln bewaffnet; drittens passen die gelegentlichen Äußerungen der Alten über die Gestalt, Zusammensetzung und Eßbarkeit des medischen Apfels nur auf diese Citrone; Dioscorides nennt sie länglich und runzlig; die Frucht wird mit Wein und mit Honig eingekocht, sie ist eßbar und sie ist es nicht; sie ist so groß, daß bei Apicius jede einzeln in einem besonderen Topf eingemacht wird; wenn sie noch unreif ist, umgibt man sie mit einer tönernen Hülle, in die sie hineinwächst und deren Gestalt sie annimmt; das Fleisch, d. h. die dicke, beinahe den ganzen Kaum einnehmende Schale, wird als Hauptbestandteil mit aufgezählt, — lauter für Citrus medica Cedra treffende Züge; endlich tragen die übrigen Arten der Hesperidenfrucht Namen, die jeden Zweifel über das spätere Zeitalter, in welchem sie eingeführt wurden, ausschließen. — Die Limone (die wir fälschlich Citrone nennen), eine kleinere, mehr oder minder rundliche Frucht mit dünner aromatischer Schale und reichem, saurem Saft, heißt so nach dem arabischen limftn; dies stammt aus dem Persischen, letzteres entlehnte das Wort aus dem Indischen, — womit Herkunft, Weg und Zeit genügsam angedeutet sind. Zur Zeit Karls d. Gr. wuchs an den Ufern des Comersees (über welchen damals ein Hauptweg von Italien nach Norden in das Bisthum Chur und das Rheinthal führte) außer Oliveu, Granaten, Lorbeer, Myrthen auch der persische Apfel, citreon genannt. — — — — — —
(Vincit odore suo delatum Perside malurn; Citreon has omnes vincit odore suo.) —-— — —
Als zwei Jahrhunderte später (um das Jahr 1000) der Fürst von Salerno von Arabern in seiner Stadt belagert wurde und 40 zufällig aus dein heil. Lande heimkehrende Normannen ihn befreit hatten, schickte er der Normandie Gesandte und mit ihnen poma cedrina [u. s. w.], um die Normannen zu bewegen, in ein so schönes Land zu kommen und es vertheidigen zu helfen. — Um diese Zeit also wächst auch in Unteritalien immer nur noch die Citronate der Alten. Auch als Jakobus de Vitriaco, Bischof von Accon, nachher von Tusculum und