Issue 
(1914) 22
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74 Elisabeth Lemke,

Kardinal (der i. J. 1240 in Rom starb) die Naturwunder des heil. Landes beschrieb, kann der Limonenbaum [also der Baum, der uns beute Millionen vonCitronen spendet] noch nicht in Europa gewesen sein, denn er führt ihn ausdrücklich unter den in Europa fremden palästinischen Pflanzen auf. Auch die Pampelmuse französ. pamplemousse, von den Italienern pomo di paradiso oder dAdamo genannt, fand Jacobus unter dem letzteren Namen (Adamsapfel) in Palästina. Es sind dieselben Früchte, die noch jetzt die Juden aller Länder (nach Levit. 23,40) zu ihrem Laubhüttenfest brauchen, und die nur zu diesem Zweck in mehreren Gegenden Italiens gebaut werden. Die Kreuzfahrer oder Handelsleute der italienischen Seestädte oder die Araber bei ihren Kriegszflgen uod Niederlassungen auf den Inseln und Küsten des Mittelländischen Meeres brachten die Limonen [die, um es noch einmal zu sagen, wirCitronen nennen] hinüber, deren intensive Fruchtsäure in Europa und im Orient eine beliebte belebende Beigabe zu vielen Speisen bildete, unreines, übelschmeckendes Wasser trinkbar machte und mit dem zugleich bekannter werdenden Zucker die köstliche vielbegehrte limonata abgab.

Das Wort limonata haben die Deutschen auf ungezählte erfrischende Getränke übertragen, indem sie von Himbeerlimonade, Erdbeerlimonade u. s. w., andererseits zum Überfluß vonCitronen-Limonade* sprechen.

Vielfach wurde und wird noch das Wort Citrone mitZ*) geschrieben.Von den Wörterbüchern verzeichnet Maler 1561 CitrODie und [u. A.] Henisch 1616 Citron. (Kluge.)

Herr G.-R. Friedei erinnerte daran, daß man (nach Grimm, Wörterbuch)der Citron, malum citrum, sagte.

In einem 1760 1789 herausgegebenen Buche finden wir die Frucht Cetro genannt. Kein Wunder, es handelt sich utn die Sprache der alten Weibchen, die auf den Stiaßen Waaren ausbieten. Das Buch Danziger Ausrufer von Matthias Deisch, Maler und Radirer, erlebte eine getreue Nachbildung bei Theodor Bertling, Danzig 1888. Auf Blatt 39 sehen wir eine Frau, die mit Körben voll Citronen dasitzt und einer andern Frau Citronen verkauft. Darunter steht (mit Hinzufügung von Noten):Cetronen, Appel Cetro.

Der Name Limone ist auf eine italienische Ortschaft übertragen worden, die bald hinter der südwestlich über dem Gardasee laufenden österreichischen Grenze am Westufer des Sees liegt und durch ihre großartigenCitronen-Anpflanzungen allen Reisenden unvergeßlich bleiben muß. Ihre zur Bucht hinunterkletternden, weißen Häuser sind ganz in jene Anlagen eingebettet.

In dieser Ortschaft ist der veronesiscbe Maler Girolamo dai Libri geboren, der von 14741556 gelebt hat. Seinem Heimatsort Limone zu

*) Zitrone. S. auch Fr. Kluge, Etym. Wörterb.