Knitnrgewbichtliche» über die Citrone.
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Ein Zinmiergesell, der eine rothe Fahne trug, war von vier Zimmergesellen umgehen, die ebenfalls Winkeleisen mit Citronen besteckt, trugen. Vier Gesellen hatten mit Citronen besteckte Aexte, und andere Gesellen (paarweise gehend) hatten Winkeleisen, Beile, Aexte, Hobeln u. s. w. gleicher Weise mit Citronen verziert.
Noch jetzt (so hörte ich vor einigen Jahren) führen bei Begräbnissen die Schiffs-Ziinmerleute an dem mit Buxbaum bekränzten, ungefähr 1 mtr. hohen Winkeleisen eine Citrone mit sich. Die Citroue hängt an einer schwarzen Schnur. Das Winkeleisen wird — über die Schulter gelegt
— von einem Altgesell getragen.
Ein andere Angabe aus Elbing lautet: bis vor einigen Jahren hatte man den Gebrauch, — aber vielleicht ist das noch heute 60 — daß beim Begräbnis eines Zimmer- oder Maurergesellen das ganze Gewerk folgte; verschiedene Gesellen trugen dann das umflorte Winkeleisen und hielten eine Citrone in der Hand.
Nach einer Nachricht, die etwa aus dem Juhre 1880 stammt, war es auf der Frischen Nehrung, z. B. in Braunheide (Frauenburg gegenüber) und in Narmeln (das gewöhnlich Polski genannt wurde) allgemeiner Volksbrauch, den Todten — besonders den Kindern — eine Citrone oder einen Apfel in die Hand zu geben.
(Im Kreise Gilgenburg Ostpr. sah ich in einem Bauerhause, daß man zur aufgebahrten Leiche — es war der erwachsene Sohn des Bauern
— einen Apfel in den Sarg gelegt hatte.)
II. Sökeland erwähnte, daß in der Niederlausitz die Braut vor der Trauung zwei Citronen anf den Altar legt. (Z. d. V. f. V. 1900, S. 244.) Karl Weinhold sagt (ebd. S. 244) er kenne zwar die Citrone als sakrales Opfer aus Sicilien, — aus Deutschland nur ihren Gebrauch bei Begräbnissen. Er konnte später (ebd. S. 352) mitteilen: daß auch im Dorf Hornhausen im Magdeburgischen eine der Brautjungfern zwei Citronen bringt, die sie dem Geistlichen auf dem Altar opfert. — In J. K. Bünker’s Abhandlung. „Eine heanzische Bauernhochzeit“ (ebd. S. 365; die Heanzen sind Deutsche an der ungarisch-österreichischen Grenze, iin Oedenburger Komi tat lesen wir „Den Schluß [des Hochzeitszuges zur Kirche] bildet die einzige verheiratete Frau im ganzen Hochzeitszuge, eine ältere Verwandte der Braut. Sie trägt, in ein weißes Tuch gehüllt, „die Klag’“ nach. Was sie im Tuche trägt, sind - zwei Orangen, die rechts und links auf den Altar gelegt werden und dem Pfarrer zufallen, und eine kleine Geldspende, die der Kirche geweiht wird.“
Es seien nun zunächst der Altmeister J. B. Friedreich (Die Symbolik und Mythologie der Natur*) berücksichtigt. Er sagt (S. 240): „Das
*) Würzburg; Stahe], 1859.