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ßUchertchail.
heimischen Natur, den YVohnplätzen, den Festen, Sitten und Gebräuchen drohen, nennt auch Mittel und Wege, um in Stadt und Land Freude und Interesse an der Heimat zu fördern. Mit einem Ueberblick über die staatlichen und privaten Bestrebungen in Natur- und Heimatpflege und einer Würdigung der Verdienste unseres Mitgliedes Prof. Conwentx schließt das Büchlein. Heinz.
Wilhelm Drömers Siegesgang. Eine Lebensgeschichte von YV. Kotzde. 1913. Verlag von Martin YVarneck, Berlin.
Der Verfasser bietet uns in dem vorliegenden YY’erk einen Bauemroman, der trotz des recht prosaischen Titels poetische Schaffenskraft zeigt, und obgleich der Held der Erzählung eine vorwiegend passive Natur ist, so fesselt doch der Einblick in seinen Charakter und in den Verlauf seines Lebens. YV. Drömer siedelt sich um 17*12 auf der wüsten Hofstelle eines zum „Amt Nauen zu Berge“ gehörigen Dorfes an, erliegt aber im Kampf ums Dasein trotz redlichen Strebens, weil die Verhältnisse stärker sind als er. Mißernten, Viehseuchen und schließlich ein Brand machen ihn zum armen Manne, und erst als Greis findet er im Glück seiner Enkel, die seinen Hof wieder erwerben, den Frieden seiner Seele. Der Hauptwert des Romanes besteht darin, daß uns das Bauernleben, wie es zu der Zeit wirklich war, mit seinen Anschauungen, Sitten und Bräuchen treu geschildert wird. Reich sind namentlich die sprachlichen Schätze an volkstümlichen Ausdrücken, Redewendungen, Sprichwörtern, Reimen und Kinderliedern, die der Verfasser größtenteils selbst aus dem reichen Quell havelländischen Y'olkslebens geschöpft hat. Die auftretenden Personen sind teilweise geschichtlich; anscheinend hat der Verfasser die Akten des Amtes Berge fleißig studiert. Es ist anzuerkennen, daß er den Stoff zusammenzuhalten verstanden hat.
0. Monke.
Groß-Berliner Kalender Illustrietes Jahrbuch 1914 Herausgegeben von Ernst Friedei Geheimer Regierungsrat und Stadtältester von Berlin Verlag von Siegismund, Königlich Sächsischer Hofbuchhändler.
Diesem zweiten Jahrgange des Kalenders kann kaum ein höheres Lob gespendet werden als durch die Anerkennung, daß er sich auf der Höhe des ersten hält. Anordnung des Stoffes und Ausstattung sind dieselben geblieben; besonders sind dabei die vortrefflichen bildlichen Beigaben zu loben Daß hin und wieder auch Abhandlungen geboten werden, die sich auch auf die Umgebung Berlins beziehen, ist anzuerkennen.
Jeder der 7 Abschnitte bringt mehrere bemerkenswerte Arbeiten namhafter Autoren. Greifen wir einen, z. B. den 3. heraus, so finden wir da eine Abhandlung über „die neue Stadtflagge Berlins" von Geheimrat Friedei. Sie wird dauernden YVert behalten, weil der Verfasser selbst bei der Feststellung der Flagge in erster Reihe mitgewirkt hat. Jülicher wird durch seinen Aufsatz „Atemzüge der Berliner Volksseele“ nicht nur die Lacher auf seiner Seite ziehen, obgleich auch das schon ein Erfolg wäre. Wie aber oft tiefer Ernst im kindlichem Spiele liegt, so hat auch die humorvolle Sammlung Jülichers einen ernsten Kern. Es will nämlich scheinen,