110
Fragekasten.
kennt man noch heute den Ansdruck Upstall als Ortabezelchnung, deren Bedeutung aber in Vergessenheit geraten ist. Doch hat man sich zu helfen gewußt. An einem Hause in der Nähe der Jacobikirche ist am Giebel ein Mannskopf mit einer Mütze angebracht, der im Volksmunde der Mohrenkopf heißt. Da aber nur die Mütze schwarz, das stark verzerrte Gesicht jedoch weißlich bemalt ist, hat man aus dem Mohrenkopf das Haupt König Heinrichs I. des Voglers gemacht. Er soll in diesem Hause einst gewohnt und vom Giebelfenster aus die Aufstellung der Truppen, die „Up-Stellung", beobachtet haben. Dieser Erklärungsversuch ist zwar stark komisch, lehrt aber, wie man sich früher die Dinge, die man sich nicht erklären konnte, in seiner Weise zurechtlegte. Gedankenlosigkeit ist, wie man sieht, ebensowenig Sache des sogenannten gemeinen Mannes wie der Mangel an Phantasie. Er will Aufklllrung um jeden Preis, schafft sich ein Phantasiebild, „wo Begriffe fehlen", und beurkundet damit, daß die poetische Veranlagung eine allgemein menschliche ist. Otto Monke.
Frl. S. Als eigentlicher Erfinder des Porzellans in Europa ist nach Hermann Peters der Chemiker, Physiker, Philisoph und Mathematiker Ehrenfried Walter von Tschirnhaus (f 11 Oktober 1708 in Dresden). Er entdeckte die Porzellanmassenmischung, konstruierte die ersten Porzcllan- brennöfen und betrieb die Porzellanmalerei. Er nahm Böttger, dessen alchymistische Arbeiten er in seinem Laboratorium zu überwachen hatte, zu der Porzellanmalerei als Gehilfen an, und gab ihn für die keramischen Arbeiten die erste Anweisung. Nach Tschirnhaus Tode war allerdings Böttger sein befähigster Nachfolger. Vergl. Antiquitäten Rundschau vom 30. Mai 1911, S. 273.
Dr. F. Wilde Kaninchen habe ich vor einigen Jahren auf einem der Mittelbecte des Königsplatzes in Berlin und im Jahre 1910 in Menge Abends im Plänterwald zu Treptow beobachtet. Im August 1911 sah ich ein wildes Kaninchen bei der Rousseau-Insel in Tiergarten, vor einigen Jahren 3 Stück auf der Bellevue-Allee nahe der Tiergiirtnerei, desgl. zwei im August 1911 im Schloßgarten zu Charlottenburg im Hartriegelgebüsch auf der großen Wiese.
E. Friedei
Dr. W. Humor im alten Amtsgericht zu Berlin. Die Anekdote auf welche sie anspielen, wird in Kreisen alter richterlicher Beamter gewöhnlich folgendermaßen erzählt. Der bejahrte Amtsgerichtsrat P. war Injurienrichter, als noch das Gebäude in der Jüdenstraße, worin jetzt die Einkommensteuerbehörde ihre Geschäftsräume hat, für Gerichtszwecke verwendet wurde. Die Räume waren zum Teil schlecht ventiliert und in dem in Frage kommenden Zimmer mündete gerade eine Warmeluftröhrenheizung, die den Aufenthalt auf der unter ihr angebrachten Bank besonders ungemütlich machte. Die Fama erzählt nun, daß der Injurienrichter die streitigen Parteien auf diese Bank freundlichst nötigte und ihnen gut zuredete, sie möchten sich nur dort ruhig aussprechen, dann würden sie sich schon vertragen. Das hätten dann