Heft 
(1914) 22
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Bllehem-Iiatl.

auf diese Storchnistbäume und betrachteten sie als eine Art Wahrzeichen ihrer Stadt. Sie hatten dazu um so mehr Anlaß, als es bekannt war, daß die mit reichem Kindersegen bedachte Kronprinzessin Viktoria, welche oft­mals bei den Nestern auf ihren Fahrten von Berlin nach Charlottenburg vorüberkam, die Nester unter ihren besonderen Schutz genommen hatte. (Vgl. dazu auch Unterhaltungsbeilagen dfes B. L. A. vom 3. Okt. 1913.)

E. Friedei.

Ehescheidung und Konfession in Preussen Im Jahr 1911 wurden in Preußen 9782 Ehen geschieden, gegen 9277 im Vorjahr. In 67,8 v. II. der geschiedenen Ehen waren beide Gatten evangelisch, in 13,8 katholisch und in 15,3 der eine evangelisch, der andere katholisch gewesen. Im gleichem Zeitraum waren bei 100 Eheschließungen in 59,2 Fallen beide Gatten evangelisch, in 29,5 katholisch und in 9,4 der eine evangelisch, der andere katholisch.

Bücherschau.

Die Geschichte eines Flämingdorfes. Blönsdorf mit Mellesdorf, einst und jetzt. Nach alten Urkunden und Chroniken von OttoBölke, Pastor in Blönsdorf. Zahna 1912. Druck und Verlag von Albert Stützner. Diebeiden Dörfer gehören nicht mehr zur Provinz Brandenburg sondern liegen erst jen­seits der Grenze. Blönsdorf ist die nächste Station der Anhalter Bahn hinter Niedergörsdorf. Das Buch ist ein Band von 200 Seiten und ist mit mehreren Bildern der Kirche und einer stattlichen Anzahl von Tafeln mit Urnen und anderen vorgeschichtlichen Funden ausgestattet. Der Verf. beschränkt sich bei seiner Darstellung nicht auf die beiden Ortschaften selbst, sondern zieht auch die nähere Umgebung in Betracht. So bringt er eine große Anzahl von Dokumenten aller Art zum Abdruck, die sich nicht nur auf die eigentlichen geschichtlichen Ereignisse beziehen, sondern auch auf die wirtschaftliche Ent­wicklung. Es ist nun zu bedauern, daß der Verf. bei diesem Punkte nicht eingehender die jüngste Zeit in Betracht zieht. Er erwähnt die Anlage der Eisenbahnstation, die Gründung einer Molkereigenossenschaft und die Parzellierung einer Hüfnerstelle. Es wäre z. B. sehr interessant, die Größe und Verwendung der Parzellen zu erfahren. Andere derartige Punkte sind, die Zeit der Einführung der Dreschmaschine, des künstlichen Düngers u. s. w., wodurch sich beachtenswerte Parallelen mit Nachbargebieten ergeben würden. So viel ist wohl sicher, daß dieses Buch sich den mir bekannten Dorf­chroniken würdig an die Seite stellen läßt, nicht bloß inhaltlich, sondern auch mit Bezug auf die Kunst der Darstellung. Es ist daher zu wünschen, daß es einen weiteren Leserkreis finden möchte als nur unter den Kindern der Land­schaft, die in die Fremde gegangen sind. Zache.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei G. m. b. H., Berlin, Bernburgerstr. 14.