Heft 
(1915) 23
Seite
87
Einzelbild herunterladen

Kleine Mitteilungen.

87

liehen Wert und Unwert einzuprägen. Was ein ganzes Bücherstudium nicht fertig bringt, leisten einige hintereinander durchgeführte Ausflüge. Durch die liebenswürdige Vermittlung des Vorsitzenden der Brandenburgia, Herrn Geheimrates E. Friedei, besuchte uns, kaum daß unser Wunsch ihr zu Gehör gekommen war, um sofort das augenblicklich günstige Wetter mitzunehmen, Frau Berta George, deren Namen vielen Pilzfreunden bereits rühmlich bekannt ist. Wir sind ihr zu großem Danke verpflichtet. Unermüdlich hat sie die Ausflüge unsrer älteren Schulkinder, unsrer Jungfrauen und Familien geleitet und uns nicht nur viele wertvolle neue Pilzarten kennen gelehrt sondern nun auch sofort ihre sachgemäße Zubereitung. Daß letztere ebenso wichtig ist, wie die genaue Kenntnis, liegt auf der Hand. So war es denn ein äußerst vergnügter Abend, als Frau Bertha George mit unseren Jungfrauen aus Nackel und Uaesikow für die Mitglieder unsres Frauenvereins im Gemeindesaale zum Schluß ein Pilzessen veranstaltete, bei dem man sich an Suppe, Braten und Gemüse, alles lediglich aus den gesammelten Pilzen mit den allereinfachsten häuslichen Zutaten und Gewürzen hergestellü, erlaben und erkennen konnte, wie viel wertvolle, schmackhafte und gesunde Nah­rungsmittel wir bisher aus Unkenntnis geradezu mit Füßen getreten haben. Daß Frau George aus ihrer gemeinnützigen Lehrtätigkeit kein Gewerbe macht, geht schon daraus hei vor, daß sie im Selbstverläge Berlin-Friedenau, Rheinstr. 6/7, Gartenhaus ein Kochbüchlein über dieeinfachste und praktische Zubereitungsart der eßbaren Pilze herausgegeben hat, das ganze 20 Pfennige kostet und dabei lediglich von ihr selbst erprobte und erfundene Gerichte und Ratschläge allgemeiner Art verbreitet.

Es gibt, wie die jährlich wiederkehrenden Todesfälle beweisen, kein anderes Mittel gegen Pilzgift als die genaue Kenntnis der so äußerst wenigen Giftpilze. Durch eigene Anschauung eignet sich jeder diese völlig sicher an. Möge Frau George noch recht viel fröhliche und dankbare Schüler finden.

Im Anschluß hieran veröffentlichen wir einen kurzen Bericht über dasselbe Thema nach einem Vortrag, den Herr Professor Dr. Lindau am 17 September im Garten und Museum des K. Botanischen Gartens zu Dahlem unter dem Titel:Eßbare und giftige Pilze hielt, wobei Belags­exemplare vorgezeigt wurden. In seiner Einleitung wies der Vortragende darauf hin, daß es bei uns nur wenige giftige Pilze gebe, daß allerdings auch der Pilzreichtum nicht allzu groß sei und besonders im Grunewald sehr abgenommen habe. Pilzgerichte erfreuen sich im allgemeinen großer Beliebtheit, wollte man aber ihren Wert als Nahrung lediglich nach der chemischen Analyse beurteilen, so würde er als sehr geringfügig zu bezeichnen sein. So hat der Champignon 90 Prozent Wasser, 5 Prozent Eiweiß, 4 Prozent Kohlenhydrate und 1 Prozent Fett usw. Verglichen beispielsweise mit Rindfleisch, ergebe der Nährwert, gemessen an dem Wärmeeffekte pro Pfunds bei Rindfleisch 720 Kalorien, beim Champignon nur 131 Kalorien. Die Pilze würden demnach kein besonders ergibiges Nahrungsmittel bilden, aber Zahlen haben in solchen Fällen immer nur bedingten Wert, denn der Roh­genuß der Pilze scheidet aus, und Zubereitung, Zutat sowie Geschmack entscheiden zu ihren Gunsten. In eingehender Weise gab der Vortragende