Kleine Mitteilnngen.
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habe einen badenden kleinen Knaben beim Tauchen erwischt und ertränkt, was nicht unmöglich ist, wenn man vergleicht, was Bloch S. 311 berichtet: „Kr ist neben dem Hausen der größte Fisch des süßen Wassers, so wie er auch unter allen den größten Kopf und einen so weiten Rachen hat, daß nach der Versicherung des Richter (lcht p. 510) in einem, welchen man bei Li in ritz in Pommern fing, ein sechs- bis siebenjähriger Knabe ganz füglich hineinkriechen konnte; und wie Aldrovand (de Pisc. p, 658) erzählt; so soll ein Wels bei Preßburg einen badenden Knaben erhascht haben; denn als man ihn bald nachhero fing; so fand man bey ihm noch Theile desselben (Ruysch, Thes. anim. p. 102). Ich halte es indessen für wahrscheinlicher, daß dieser Knabe zuvor verunglückt, und nachdem er bereits todt gewesen, von ihm verschlungen worden".
Nachdem der Magistrat von Berlin mit großen Kosten den Schäfersee hat aufbaggern und die vielen versunkenen uralten Baumstämme hat heraus- reißen lassen, sind damit die Schlupfwinkel für die großen Welse sehr beeinträchtigt worden. E Friedei.
Etwas von Verwandtschaft, Freundschaft und Geschlecht. Schade, daß unsere Gegenwart Familienzusammenhang gering pflegt, wodurch viele zurückliegende Bezeichnungen von Verwandtschaftsgraden in Vergessenheit gerieten.
Darunter befindet sich „Biele oder Büle", dasselbe Wort wie das heutige Buhle, was ursprünglich nur ganz naher Verwandter bedeutete. Mittelhochdeutsch heißt’s „buole“, mittelniederdeutsch „hole", was für Bruder oder Bruderkind gebraucht ward. Im Anklang daran nennt der Volksmund die netten Bielen auch „nette Bollen“. In meiner Heimatj versteht man unter Bielen, plattdeutsch Bülen, nur die Kinder von Schwesterseite, gleichwie man von „Geschwistern", [b. d. Römern germani, d. s. vollbürtige Geschwister] spricht und damit männliche wie weibliche Sprossen inbegriffen meint. Unter „Geschwister“ können auch einige Brüder mitgemeint sein, nicht aber umgekehrt unter „Gebrüder" etwa Mitschwestern.
Der Mutterbruder, seine Söhne und so weiter staffeln die Schwesterkinder in „Bielen“, „andere Bielen" oder „Bieleken" und in „andere Bielekenkinder". Die Mutterbruderenkelkinder dürften heut wohl kaum noch mit den anderen Bielekenkindern" Verwandtschaft, oder „Freundschaft" halten. Die^friiheren, feinen Unterschiede zwischen Verwandtschaft und Freundschaft fingen erst nach dem vierten Gliede an und die „Freundschaft" durfte nicht mehr an der Achsel liegen, nicht geküßt werden bei einer Familienbegrüßung. Hinter der Freundschaft rangiert dann das „Gesclilechte". Wie oft hört man bei Familienfesten auf dem Lande „der schiacht nach dem und dem", dem „läßt es" nach jenem „Geschlecht", damit werden halbvergessene Verwandtschaftsgrade bezeichnet. War jemand „ungeschlacht", so war er „familienfremd" in Aussehn dem betreffenden Geschlecht unähnlich, kein Hinterlassener desselben.
Als Inbegriff der Stammesechtheit schafft deshalb, im Überschwang, die deutsche Heldensage die Geschwisterehe bei den Wälsungen, obgleich der Incest in Wirklichkeit undenkbar war. Aber^ zu^Römerzeiten wurde