Heft 
(1915) 23
Seite
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Büchersclian.

eine Feuersbrunst vernichtet worden ist. Wir kennen den Bau nur unvoll­kommen aus unzuverlässigen Zeichnungen und Nachrichten; nach der genauen Petzoldschen Zeichnung aber erinnert er in der Anlage und den Einzelheiten so stark an Schloß Schwedt, daß man in Ktitger von Langerveldt den Erbauer vermuten möchte. Nach dem Bilde der Stadt Bernau wurde noch zu Petzolds Zeit bei der Stadt ganz erheblich Weinbau getrieben, was vielleicht selbst den Lokalhistorikern nicht bekannt sein dürfte. Bei der Oberkirche in Frank­furt ersieht man mit Überraschung, daß die beiden Westtürme durch eine Galerie verbunden sind, die man sonst nur aus dem südlichen, ehemals sächsischen Gebiete kennt. Von der Klosterkirche in Gramzow ist fast das ganze Schiff noch vorhanden und gestattet eine anschauliche Vorstellung über die Gestalt dieses jetzt bis auf eine Chorwand verschwundenen Baues, ln gleicher Weise ist die Abbildung des gotischen Klosters in Marienwalde ein wertvolles Zeugnis über dieses Bauwerk. Bei Oderberg findet man in dem Strom zwei merkwürdige Gerüste, die man nur als Reusenständer an- sehen kann, und die m. W. in Brandenburg sonst nicht nachgewiesen sind. DerBärenkasten" bei Oderberg, heute nur ein unklarer Trümmerhaufen, ist in Petzolds Zeichnung uns in seiner ehemaligen Gestalt und Größe erhalten. Von Oranienburg ist zwar ein altes Bild bekannt; doch ergänzt unser Zeichner dieses durch eine größere Klarheit Das gleiche läßt sich von Peitz sagen, dessen Bild auch sonst noch interessante Einzelheiten zeigt. Der Kietz bei Wriezen läßt deutlich die kurze Straßenform erkennen, die sich bei dieser ehemaligen Wendensiedlung hart am Flusse cntlangzieht. Daß bei Zielenzig ein Burgwall dicht am Orte liegt übrigens kein Kundwall! scheint nur durch Petzolds Zeichnung überliefert zu sein.

Nur wenige Proben konnten darlegen, wie stark das Interesse der märkischen Forschung durch die Herausgabe in Anspruch genommen wird. Der Verlag ist bereit, falls sich mindestens fünf Besteller finden, das schöne Werk zu einem bedeutend ermäßigten Preise abzugeben.

Robert Mielke.

Josef Jellinek: Kuli-Kurt. Berliner Künstler Roman. Charlottenburg, Paul Baumann Verlag 1911. Der Verfasser, bekannt u. a. durch seinen Roman aus der Berliner Theater- und JournalistenweltKunstkaufleute", behandelt mit erstaunlicher Sach- und Fachkenntnis die Schicksale eines Berliner Schrift­stellers, der sich vergebens durch das Pllend und die Gemeinheit, welche denHelden der Feder" nur zu oft unterdrücken, hindurchzuringen ver­sucht. Seine junge Frau, eine liebenswürdige sympathische Erscheinung unterstützt ihn nach Kräften. Umsonst, überall zurückgesetzt, ausgebeutet und betrogen, vermag er sich dem fortgesetzten Kampf um das bloße Dasein auf die Dauer nicht gewachsen zu zeigen. Er kränkelt, versucht sich auf­zuraffen, auf die Dauer wird das unmöglich und so schließt die Erzählung des jungen vielversprechenden Autors mit dem einen Wort, das sich uns schon in den letzten Kapiteln vorahnungsvoll aufdrängte: Tot!

Die Schilderungen sind so ergreifend und phychologisch so überzeugend entwickelt, daß sie uns an die besten Arbeiten von Emil Zola lebhaft erinnern.