Bücherschau.
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Der Hintergrund ist vielfach örtlich wie persönlich bedeutsam und in das Leben des „Kuli" Kurt Schomburg hineingreifend. Der Verfasser ist nicht umsonst Schriftführer der Gesellschaft zur Erhaltung des Lessing- Museuras und des Nicolai-Hauses, Brüderstraße 13, das wiederholt erwähnt wird, ebenso wie manche geweihte Stätte in Thüringen: Weimar, Jena, Erfurt, Eisenach und Ilmenau. Ein Spiegelbild unserer Zeit, wenn auch kein schönes, aber von plastischer Wirklichkeitstreue. Ein Spiegelbild aus den sogenannten gebildeten und literarischen Kreisen Groß-Berlins, herb, sehr herb, aber leider wahr. Niemand wird das Buch ohne eine tiefgehende Erschütterung fortlegen. So etwas ist bei uns noch heutzutage möglich? Ach ja, leider gar nicht so selten. E. Fr.
Berliner Kalender 1915 . Herausgegeben vom Verein für die Geschichte Berlins. Redaktion: Prof. Dr. Georg Voss. Zeichnungen: Hans Windloff.
Dieser neue Jahrgang schließt sich den früheren Kalendern ebenbürtig an und wird allen Lesern Freude bereiten. Der Weltkrieg wird eingehend von Frobenius bis Anfang September 1914 in der Einleitung geschildert. Andere Beiträge wertvoller Art sind vom Herausgeber: „Künstlerisches aus dem alten Berlin.“ — „Paul Heyse und der Kreis des Dichters E. T. A.Hoffmann" wird von Fr. Hoitze, der bekannte Schloßdiebstahl (Runck und Stieff) i. J. 1713 von P. Kunzendorf und der Besuch der Russischen Kaiserin in Berlin im Januar 1814 von Oskar Suda behandelt. Dies genüge als eine Auswahl aus dem reichhaltigen Text des durch photographische Aufnahmen von Dr. F. Stoedtner angenehm unterbrochen wird. Wir wünschen auch diesem Kalender die weiteste Verbreitung. — d —
Groß-Berliner Kalender. Illustriertes Jahrbuch 1915 . Herausgegeben von E. Friedei Verlag von Karl Sigismund. Berlin SW. Preis 2,00 M.
Ein Berliner Familienbuch im besten Sinne, nicht nur für Groß Berlins Gemeinde, auch für den weiten Kreis der Heimatfreunde. Allgemach bürgert es sich ein, nun es zum dritten Mal erschienen. Das reichhaltige Inhaltsverzeichnis umfaßt wiederum Namen von Klang, die dem Ruf des Herausgebers willig gefolgt sind und in Liebe zu Berlin und zur Mark sich hier in vorbildlichen Leistungen vereinen. Ein buntes Mosaik von Beiträgen aus allen möglichen Gebieten, Berliner Volkstum, soziales Leben, Kunst und Wissenschaft breitet sich vor uns aus. Wilhelm Thieles Griffel hat ihm darstellenden Ausdruck geliehen und Meister Brendicke für äußere Form gesorgt. Auch dem Ernst der Stunde wird unser Buch gerecht. Die Kriegschronik zeichnet die bisherigen Geschehnisse auf, und in flammenden Worten wird uns klar, wie Berlin berufen ist, an der Spitze jener gewaltigen Erhebung zu stehen, die in heldischer KampfFreude und opfermütiger Entsagung unser Volk Großem entgegenführen will. In dem Sinne ist unser G.B.K. als Zeitdokument mit von Belang. Um dem Sinnfälligen, dem Bilderschmuck kurze Worte zu leihen, so hat Thiele in der gebotenen Motivfülle reizvolle Auswahl gehalten. Neben dem Geschichtlichen klingen traut und stimmungsvoll