Heft 
(1915) 23
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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als Beamter angestellt. Um 1850 herum und bis in die Neuzeit hieß der Besitzer der Scheune Platz. Der genannte Herr, jetziger Oberstadtsekretär Meixner, teilt mir ergänzend am 22. Oktober 1913 Nachstehendes mit.

Die vorstehenden Angaben des Herrn Minck kann ich nach den Über­lieferungen meiner Vorfahren, die bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem betreffenden GrundstückPankstr. 50 gewohnt haben, bestätigen. Die Sehcunentenne, auf der die sterbliche Hülle der Königin Luise vor ihrem Einzug in Berlin über Nacht aufgebahrt gewesen sein soll, habe ich als Kind öfters betreten. Das Grundstück Pankstr. 50, dasVorwerk Wedding, ge­langte 1817 in den Besitz der Stadt Berlin und wurde von meinem Großvater als städt. Beamten bis zu seinem in den vierziger Jahren erfolgten Tode verwaltet. Bei der städt. Grundeigentums-Deputation sollen Akten vorhanden sein, aus denen die geschichtliche Begebenheit bezüglich des Leichnams der Königin Luise ersichtlich ist. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, diese Akten einzusehen, die dem Bureau-Vorsteher Geuder und dem Ober-Stadt­sekretär Bockmann in der städt. Grundeigentums-Deputation wohl bekannt, zurzeit aber nicht auffindbar sind.

Der B. L A. bringt unter dem 23. Oktober 1913 folgendes:

Der sagenhafte Baum auf dem Hofe des ehemaligen Vorwerks Wedding an der Ecke der Reinickendorfer und Weddingstraße galt als Erinnerungs­zeichen an den Trauerzug der Königin Luise, deren Leichenwagen in der Nacht vom 26. zum 27. Juli hier in einer Gutsscheune gestanden haben soll, um am 27. Juli nach Berlin gebracht zu werden. Der Baum durfte deshalb, wie man sagte, nicht umgehauen werden; trotzdem ist er beim Neubau des Hauses Reinickendorfer Straße 26-27 entfernt worden, das jetzt an der Stelle des ehemaligen Schäferwohnhauses steht. Die alte Scheune stand dahinter; der Baum aber gehörte einer viel späteren Zeit an. Doch sind noch zwei Denkmäler vorhanden, die an den Trauerzug im Jahre 1810 erinnern; das eine, ein einfaches Postament bei Fischerwall, eine Viertelstunde südlich von Dannenwalde, bezeichnet die Stelle, wo Landrat von Zieten den Trauerzug beim Passieren der märkischen Grenze erwartete, während das andere aut dem Luisenplatz in Gransee steht. Hier hielt der Leichenwagen in der Nacht vom 25. zum 26. Juli, um am nächsten Morgen die Fahrt nach Berlin fort­zusetzen.

Noch ausführlicher äußert sich unter gleichem Datum unser A.-M. Herr Rektor Otto Monke.

Die Aufbewahrung der Leiche der Königin Luise in der Weddingscheune. Zu der in Nr. 4 des 22. Jahrgangs aufgeworfenen Frage nach der Aufbahrung der Leiche der Königin Luise bemerke ich folgendes: Der Leichenzug erreichte, am 25. Juli 1810 die märkische Grenze südlich von Dannenwalde in der Nähe von Fischerwall. Ein einfaches Postament auf einem Platz an der Westseite der heutigen Chaussee bezeichnet jetzt die Stelle, wo ihn der Landrat des Ruppiner Kreises erwartete. In der Nacht vom 25. zum 26. Juli stand der Leichenwagen auf dem Luisenplatz in Gransee, den seit 1811 das von Schinkel entworfene Denkmal schmückt. In der Nacht vom 26. zum 27. Juli soll nun, wie die Ortssage berichtet, die königliche Leiche auf dem Leichenwagen in der sogenannten Weddingstraße vor den