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Kleine Mitteilungen.
Toren Berlins gestanden haben. Diese Scheune, die noch vor 20 Jahren vorhanden war, stand parallel der Reinickendorfer Straße etwa an der Ecke der Weddingstraße hinter dem Hause Weddingstraße Nr. 7. Das niedrige Hinterhaus in der Reinickendorfer Straße, das davor stand, trug früher die Nummer 16, nach der Umnuraerierung der Reinickendorfer Straße im Jahre 1905 aber die Nummer 27; es machte 1908 dem Neubau Reinickendorfer Straße 26-27 Platz. Bei dieser Gelegenheit wurde ein mit allerlei Verzierungen geschmückter Stein aus dem alten Amtshause Wedding, den das MUrkische Museum umsonst haben sollte, aber nicht abholen ließ, wieder in den Neubau so eingemauert, daß er jetzt nicht mehr zu sehen ist, und eine Kastanie gefüllt, von der die Volkssagc berichtet, sie sei zum Andenken an die Aufbahrung der königlichen Leiche gepflanzt worden. Das entspricht indessen nicht den Tatsachen. Nach Angabe des Besitzers des Eckhauses, Herrn Buchhändlers Schelchan, hat dessen Bruder den Baum sehr viel später gepflanzt. Er befindet sich übrigens im Besitz einer bildlichen Darstellung des Hinterhauses."
Den Herren Minck, Meixner, Monke verbindlichsten Dank seitens der Brandenburgia. E. Friedel.
Märkischer Brückenzauber und BrUckenspuk. Zwischen Eberswalde und dem Wasserfall führt über die Schwärze eine Uolzbrücke, im Volksmunde die „Wunderbrücke" genannt; wenn ein Sonntagskind im Vollmondschein darüber geht, so wird ihm sein Herzenswunsch erfüllt wie dem unter der Bittschriftenlinde an der Langen Brücke zu Potsdam Harrenden, der zum Fenster Friedrichs des Großen in der Nacht emporschaut. In Potsdam gibt es eine „Fortunabrücke", und wer ein Lotterielos kaufen will, muß vorher darüber gehen; dann gewinnt es gewiß. Der Große Kurfürst verläßt in der Neujahrsnacht zwischen 12 und 1 sein Postament auf der Brücke und reitet durch seine Stadt, um zu sehen, was daraus geworden ist. Zwischen Steinhöfel und Demnitz bei Fürstenwalde führt der Weg über die „Spukbrücke“, deren Zauber jedoch jetzt laut Inschrift gebrochen ist. Früher zeigte sich dort ein Schäfer mit einem Dudelsack. Südlich von Königswusterhausen gibt es ebenfalls eine Spukbrücke, in deren Nähe sich nachts zwischen 12 und 1 ein Reiter ohne Kopf sehen läßt. Auch an der Aalkastenbrücke bei Biesenthal ist’s nicht recht geheuer, und auf der Briesebrücke neben der ehemaligen Untermühle bei Birkenwerder erscheint zuweilen eine schwarze Frau, die verzweifelnd die Hände ringt und sich dann ins Wasser stürzt, weil dort ihr einziges Kind einst ertrank. Kreuze und Heilige stellt man gern auf oder neben eine Brücke. Die Kreuze gelten meist als Erinnerungsdenkmäler für eine dort begangene Mordtat, so bei Lietzow in der Nähe von Nauen, bei Garenchen nicht weit von Luckau und am Lisenkrüz bei Eberswalde. Vielleicht helfen sie auch nebenbei gegen Brückenspuk. Von den Brückenheiligen ist in der Mark keiner mehr übrig geblieben. Sie waren auch nicht Zauberer, sondern Schutzheilige bei Wassersnot, und die heilige Gertrud auf der Gertraudtenbrücke in Berlin hat sich trotz aller Anerkennung ihres künstlerischen Wertes das volkstümliche Bürgerrecht noch nicht in dem Maße erworben, wie sie es verdient. 0. Monke.