Heft 
(1915) 23
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Kleine Mitteilungen. Bttcherschsn.

steinen beschäftigt, der den Vorgang beobachtet hatte, and eilte dem Schäfer zu Hilfe. Er erhielt von diesem den Auftrag, nach dem Dorfe zu eilen und dem Gutsherrn den Vorfall zu melden, was er auch ausfUhrte. Es wurde nun auf Anordnung des Gutsherrn allen männlichen Personen aufgetragen, sich zu bewaffnen, um dem Wolf den Garaus zu machen. Wer ein Schieß­gewehr besaß, nahm dieses, und wer kein solches sein eigen nennen konnte, nahm eine andere Waffe zur Hand. Die am Eingänge des Waldes gelegene Försterei war als Sammelpunkt bestimmt. IVir eilten zur Försterei und fanden hier schon den Schäfer mit seiner Herde und dem verwundeten Hammel vor; dieser hatte am Halse eine blutende Wunde, und auf der linken Seite war noch in der Wolle der Abdruck der Klaue des Wolfes zu sehen. Der Hammel war so schwer verwundet, daß er nicht mehr leben konnte und gleich geschlachtet werden mußte. Mittlerweile hatte sich auch die Jagd­gesellschaft versammelt und brach unter der Führung des Försters und von dem obenerwähnten Arbeiter geleitet nach dem Gebüsch auf, in dem der Wolf verschwunden war; dieses wurde nun umstellt und dann abgetrieben, aber Meister Isegrim schien schon Lunte gerochen zu haben, denn er war aus dem Gebtisch bereits verschwunden, und resultatlos kehrte die Gesell­schaft wieder heim. Als wir gegen Abend, wie wir das öfters taten, nicht weit von den letzten Häusern des Dorfes spielten, wir waren etwa acht Kinder, sahen wir etwas entfernt von uns ein Tier stehen, das aus dem nahen Koggen gekommen war und uns wohl einige Zeit beobachtet haben mußte. Als wir es gewahr wurden, dachten wir erst, es war der Hund des Schafraeistcrs, aber es war schlanker als dieser; hoch aufgerichtet auf schlanken Beinen, am Kopfe große, aufrechtstehende, zugespitzte Ohren, äugte es uns an. Wir schrien: .Der Wolf! Der Wolf! und rannten in die nächsten Häuser. Die Nähe des Ortes und unsere Anzahl mochten ihn wohl von einem Angriff auf uns abgehalten haben. Er zog sich wieder in den Koggen zurück, donn er war nach einiger Zeit verschwanden. Er verschwand auch aus unserer Gegend und soll später im Friesacker Zootzen erlegt worden sein. Woher er gekommen ist, bat man nicht feststellen können; es ist nur nnzunehmen, daß er aus einem zoologischen Garten oder aus einer Menagerie entsprungen war. B. L A.

Bücherschau.

Vaterländische Novellen von Wilhelm Arminius. Im Xenien-Verlag zu Leipzig 1913. Unsere Literatur, die seit Geraumem aus den Erinnerungen von vor 100 Jahren schöpft, ist auch an bezüglichen dichterischen Werken unsers Autors reich. Es sei erinnert an Vorcks Offiziere, Koman von 1812/13, und die Erzählung aus den deutschen BefreiungskriegenUnd setzet ihr nicht das Leben ein . . Es sind 6 Erzählungen. 1. Der Pfarrer von Jena 1808. Nicht 1806, sondern 2 Jahre später, wo der Korse fast der patriotischen Wut des Pfarrers erlag, des unseligen Wilhelm Ernst Putsche aus Wenigen-Jena (jetzt Jena-Ost), den die Franzosen am