Kleine Mitteilungen.
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bezeichneten Gebiet deuten gewisse germanische, zum Teil vor der ersten Lautverschiebung in slawische Sprachen eingedrungene Worte, wie rikis = König aus dem germanischen riks, dem gotischen reiks, wie Kunningas = Herr und Pfarrer aus dem germanischen Kuningaz, das alt-slawisch Kunegu, Kunfzu lautete und zu Knes abgeschlitfen wurde. Ähnlich sind gospodi = Herr aus dem gotischen gastifas, Kralji = König aus dem altnordischen Jarl, Karl entstanden. Von großem Werte für den Nachweis dieser Beeinflussung ist es, daß slawische Herrschernamen, wie Godomir (germanisch Godaricus), Gratislav (althochdeutsch Gardwic), Ljubobrat (althochdeutsch Liubger), Vladimir (germanisch Segimerus) einfache Umlautungen oder Übersetzungen sind.
Das Ostgotenreich hat dann diese Einflüsse gefestigt. Haben sich doch noch bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts in der Krim gotische Sprachreste erhalten! Zwischen 450 und 500 erfolgte das Vordringen der Slawen nach Westen, vermutlich aber mit starker germanischer Durchsetzung, was zu der überraschend schnellen Festsetzung und Aufsaugung der germanischen Stammbevölkerung bis an die Elbe, Saale, ltegnitz und Donau führte. Nur durch diese starke germanische Unterschicht läßt sich in der Mark die Überdauer des alten ostgermanischen Vorhallenhauses und des wohl suebischen Runddorfes erklären. Von großem Werte könnte es sein, w r enn man die Namen der märkischen Slawenfürsten auf ihren etwaigen germanischen Ursprung untersuchen würde. Es könnte dadurch gewiß manch altes einheimisches Sprach- gut freigelegt werden.
Die geschichtliche Entwicklung hatte die Slawen immer weiter von ihrem Ursprungslande entfernt, ohne daß sie jedoch irgendwo dauernd das Meer erreichten. Nur von Griechenland beklagt um 1000 der byzantinische Kaiser Konstantin Porphyrogennetos, daß es vollständig von Barbaren und Slawen erfüllt sei — eine Tatsache, die noch heute an der hellenischen Bevölkerung zu erkennen ist. Im Norden standen den Slawen die litauischen und skandinavischen Völker im Wege, die Gestade der Ostsee waren ihnen im Westen von der germanisch slawischen Mischbevölkerung verschlossen, die sehr bald deutsch wurde, und vom Schwarzen Meer waren sie durch Byzanz und späterhin durch die türkisch-tatarischen Völker der Petsehenegen, Boigaren und Chazaren auf beinahe ein Jahrtausend abgeschnitten. Dazu kam noch ein anderes in der eigenartigen Dorf- und Stammesverfassung, die auf Jahrhunderte nur kleine, aber als Tyrannen herrschende Fürsten auf- kommen ließ und eine gemeinsame staatliche Bindung verhinderte. Wo aber der Slawe erobernd hinkam, befand er sich stets im Gefolge anderer Völker, wie der Goten, Hunnen, Avaren u. a. Niemals hat er aus eigener Kraft staatenbildend gewirkt. Das große Slawenreich, das im 7. Jahrhundert zwischen Karpathen, Alpen, Main und Havel entstand und auch Brandenburg umfaßte, war von dem Franken Samo geschaffen und zerfiel nach seinem Tode. Erst mit dem Waräger Rurik, der 862 auf Einladung aus der skandinavischen Landschaft Rus nach Nowgorod kam und dem neuen Reiche den Namen Rußland überbrachte, gewann dasselbe Bestand, besonders seitdem Wladimir der Große 988 das Christentum angenommen hatte. Eine wechselvolle Geschichte schloß sich an die Warägerherrschaft. Durch den 1238 einsetzenden