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I>r. Albert KiekebuHch.
müssen, daß der Verlauf der Dinge bezüglich der Rötepfühle in anderen Dörfern im großen und ganzen derselbe ist wie in Waßmannsdorf. In kürzester Zeit wird die Bedeutung dieser Flurnamen oder gar der Flurname selbst vergessen sein. Dann wird man ihn nur auf wissenschaftlichem Wege erklären können oder zu erklären versuchen.
Ganz erstaunlicher Weise versagten auch sämtliche Wörterbücher, die ich zur lland nahm. In keinem eiuzigen fand ich den Namen „Rötepfuhl“ verzeichnet, selbst im „Deutschen Wörterbuch“ von Grimm nicht. Man könnte vielleicht sagen, daß ein derartiger Name allenfalls in einem Flurnamenwörterbuche zu finden sein müßte. Ganz abgesehen davon, daß die großen Wörterbücher der deutschen Sprache auch Eigennamen in Hülle und Fülle verzeichnen, so gehört der -RöteufuhL“ auf jeden Fall in die Sammlung hinein, weil er eine Sache bezeichnet, die bei zahlreichen Dörfern vorhanden war und Jahrhunderte hindurch von großer volkswirtschaft- f lieber Bedeutung gewesen ist. Zur Zeit des Flachsbaues hat in vielen Gegenden jedes Dorf mindestens einen Rötepfuhl besessen. Vermutlich sind in manchen Dörfern mehrere Pfühle als Rötepfühle verwendet worden. Der Name haftete aber an bestimmten, wohl vorzugsweise von den Dorfschafteu benutzten Pfühlen und läßt sich heute noch bei einer großen Anzahl von Dörfern nachweisen. Nachfragen bei den älteren Dorfbewohnern und die Einsichtnahme in alte Flurkarten würden uns umfangreiches Material an die Hand geben. Aber schon die Durchsicht der von den Generalstabstopographen aufgenommenen Meßtischblätter und die nach diesen Blättern hergestellten und nach erdgeschichtlichen Gesichtspunkten durch zahlreiche Bohrergebnisse und Geländeaufnahmen ergänzten farbigen Karten der Geologischen Bundesanstalt läßt uns erkennen, in welch stattlicher Zahl die Rötepfühle vorhanden waren. Daß dieses Material nicht erschöpfend sein soll und sein kann, geht schon daraus hervor, daß der „Rötepfuhl“ von Waßmannsdorf auf beiden Karten als Bodenvertiefung noch zu finden ist, daß aber beide Karten den zur Zeit ihrer Anfertigung noch wohlbekannten Namen nicht mehr verzeichnen. Die Durchsicht von nur 16 Blättern aus der nächsten Umgebung Berlins (die Ecken im Nordwesten, Südwesten, Nordosten und Südosten werden durch die Blätter Hennigsdorf, Großbeeren, Werneuchen und Alt - Hartmannsdorf gekennzeichnet) ergibt allein mehr als 10 Flurnamen, die vom Röten des Flachses ihren Namen haben. Ehe wir dieses Material überschauen, müssen wir uns jedoch darüber klar werden, in welch verschiedenen Formen der Flurname auftauchen kann und müssen uns auch mit der Bedeutung des Wortes „Röten“ auseinandersetzen.