Der Rötepfnhl.
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2. Verschiedene Formen des Flurnamens.
Köthepfuhl und Reetepfuhl sind uns schon bekannt. Daß
Röthpfuhl, Retpfuhl und Redpfuhl dieselbe Bedeutung haben, ist selbstverständlich. Die verschiedene Schreibweise erklärt sich leicht daraus, daß die Topographen verschieden gehört haben. Zweifellos gehören auch die Bezeichnungen Rotpfuhl, Rothe Pfuhl, Rother Pfuhl in diesen Zusammenhang und beweisen nur, daß die Bedeutung des ursprünglichen Namens von der Bevölkerung oder —
was häufiger der Fall gewesen sein wird — von den Kartographen
nicht mehr recht verstanden wurde. Der auf der Karte von 1876
bei Ragow liegende „Rötlie Pfuhl“ heißt auf der Karte von 1901 bis 1903 schon „Rother Pfuhl“. 1 ) Das überaus zahlreiche Auftreten des Namens Rehpfuhl brachte mich auf den Gedanken, daß auch hier wohl ein Zusammenhang mit Reetpfuhl und Röthpfuhl vorliege. Zwar, warum sollte nicht hin und wieder ein Pfuhl seinen Namen dem Reh verdanken? Gibt es doch z. B. auf der alten Berliner Feldmark „Gänsepfühle“, „Saupfühle“ und „Rehberge“. Nur die große Zahl der Rehpfühle war verdächtig. Daß mindestens eine gewisse Zahl von „Rehpfühlen“ früher „Rötbpfiihle“ waren, bewies mir dann aber der „Rehpfuhl“ bei Friedrichsfelde auf der geologischen Karte von 1882, der auf der Generalstabskarte von 1903 seinen alten, ganz gewiß richtigen Namen „Röthpfuhl“ wiedererhalten hat. Aber selbst der „Rohrpfuhl“ machte sich verdächtig, trotzdem hier schon ein so häufiges Auftreten durchaus verständlich wäre. Aber allein der „Rohrpfuhl“ und der „Rohrpfuhlberg“ bei Mahlsdorf auf der Karte von 1903 reden eine gar zu deutliche Sprache. Auf der geologischen Karte von 1882 hießen beide noch „Rot Pfuhl“ und „Rot Pfuhl Berg“. Die scheinbar auffällige Umwandlung vom „Röthpfuhl“ zum „Rohrpfuhl“ wird leicht verständlich auf dem Wege über den „Reetpfuhl.“ Denn diese Bezeichnung kann ebenso gut „Röthepfuhl“ bedeuten wie „Rohrpfuhl“, da „Reet“ die niederdeutsche Bezeichnung für „Rohr“ ist 2 “- 3 ). So könnte leicht mancher Pfuhl
») Sehr wohl könnte einmal ein „Roter Pfuhl“ seinen Namen (lern Eisengehalt und der dadurch bewirkten Rotfärbung des Wassers oder des Sandes verdanken. Vgl. v. Schulenburg; Brandenburgs, Archiv XI, 1904 S. 30. Zn der auf Blatt Seesen am Harz vorkommenden Bezeichnung „Röddekolk“ vgl. Jahrb. d. Geologie 1886.
*) Vgl. Mich. Richey, Idiotikon Hamburgense 1755. Dähnert, Plattdeutsches Wörterbuch 1781. Schütte, Holsteinisches Idiotikon 1802.
*) Knaben, die sich im Frühjahr aus der vom Weidenzweig abgezogenen Rinde eine Flöte machen wollen, versuchen, den angefeuchteten Zweig auf ein Knie legend, die Rinde durch Beklopfen mit der Messerschale zu lösen und singen dabei:
Ru ru Reete,
Bau mir eene Fleete!
Baust mir keene Fleete nich inicht)
Kriegst du keene Reete nich
