Heft 
(1916) 24
Seite
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Karl Wolfram

Heimwege nach Leutzke hier erschlagen sein. Das Kirchenbuch enthält nichts darüber.

Die beiden Bäume sind leider verschwunden. Die Totschlagsbuche war beim Kahlhieb geschont worden, aber sie vertrug den nunmehr freien Stand nicht mehr nnd ging ein. Die Tage der Buchen dürften hier überhaupt gezählt 9ein, Kiefern werden statt ihrer angeschont. Bald werden sie so sagenhaft sein wie die Quelle, von der Leonhard Thurneyser in seinemPison berichtet hat:Im Walde, die Zootzen genannt, welcher den Edlen von Bredow zuständig ist, nicht weit von Freisig (Friesack?) ist eine Quelle, ans der solch starker mineralischer Dampf geht, daß auch die Menschen krank davon werden und nicht essen mögen. Es mag niemand über 2 Tage ohne Ohnmacht davon bleiben, ob er gleich Speise und Trank genug hat. (Abgedruckt bei Büsching, Reise von Berlin nach Kyritz.) Büsching hat auf der Rückkehr diese alte Straße durch den Zootzen benutzt.

Im Volksmunde erzählt man von 3 Zootzendörfern, die von Raub­rittern zerstört worden seien. Eins davon' hieß Lüneburg, mittelalterliche Scherben am Vietznitzer Damm etwa bezeichnen seine Lage. Vormittel- alterliclie Spuren sind sehr häufig, besonders natürlich gehört hierher der Ringwall beim Vorwerk Klessener Zootzen. Von diesem Ringwall aus zieht sich eine sumpfige Niederung mit teilweise offenem Wasser bis zum Rhin hin, das ist dieKlink-Laake, Boll-Laake und Stech-Laake. Nur eine einzige Brücke führt zwischen Damm und Lentzke über den Rhin, dieSchafbrücke. Sie führt uns vom Zootzen in diePasse, das drei­eckige Gelände zwischen Rhin und Temnitz. Das Land wird zuin Teil beackert, größtenteils ist es aber Wiese, es ist das Luch, in dem wir uns befinden, das alte Thorn - Eberswalder Urtal. Von den Dünen beim Klessener Zootzen bis zu den Höhen des nördlich davon gelegenen Dorfes Vichel beträgt die Entfernung 7 km. Auf den zwischen dereinsamen Eiche und der Läsikower Temnitzbrücke belegenen Vietznitzer und Läsi- kowerBreiten fanden sich in der Asche der Torfschicht, die 1911 abgebrannt war, ein schwarzes schön gearbeitetes Feuersteinbeil, ein walzenförmiger Hammer aus Sandstein, der an der Durchlochung abge­sprungen war, 3 Reibesteine und eine Anzahl Scherben vorwendischer und mittelalterlicher Art.*)

Damhirsche, Rehe, Trappen, Birkhühner, Kiebitze und große Brach­schnepfen beleben neben anderm Wilde die Landschaft. Hier und da unterbrechen Horste, die mit Kiefern oder Eichengestriipp bestanden sind, die Wiesenfläche. Nur wenige haben Namen. Der Läsikower Luch­weg führt über denKampf (!) zur Temnitzbrücke des Gutes Nackel, weiter nach Nackel zu liegt neben demFuchsbergBallens Horst.

*) Hier heißt ein Flurteildas Main-Lncb, vielleicht von Jlaieu, Birken?