118 Schriftenschau Otis 25(2018) B ergmann , H.-H.(2018): Die Federn der Vögel Mitteleuropas. Ein Handbuch zur Bestimmung der wichtigsten Arten. 2. Auflage. Aula-Verlag Wiebelsheim, 768 Seiten. ISBN 978-3-89104-812-2, 49,95 €. Auch wer sich mit der Vogelbestimmung im Freiland gut auskennt, steht manchmal ratlos vor einzelnen Federn und kann sie nicht ohne weiteres den richtigen Arten zuordnen. Das bereits in zweiter Auflage erschienene Bestimmungsbuch verspricht hier Abhilfe.Anders als der Untertitel suggeriert enthält das Buch nicht nur eine Auswahl, sondern offensichtlich alle in Mitteleuropa regelmäßig und nicht ganz selten vorkommende Arten, lediglich einige seltene Durchzügler(z. B. Teichwasserläufer) fehlen. Dafür sind zusätzlich Arten enthalten, die definitiv nicht zur mitteleuropäischen Fauna gehören(z. B. Felsenhuhn). Diese Vollständigkeit ist ein großes Plus gegenüber vielen anderen Federbestimmungsbüchern. Eine kurze, informative Einführung teilt in einfacher Sprache das Wichtigste zum Federkleid, zur Mauser, zur Aufbewahrung von Federn, auch zur Rechtslage beim Federsammeln mit. Der umfangreiche spezielle Teil beginnt mit den Arttexten, in denen zunächst ausführlich Federmerkmale beschrieben werden und dann auch kurz auf Vorkommen und Mauser eingegangen wird. Getrennt vom Text sind die Federtafeln im Block angeordnet. Auf meistens einer Seite pro Art werden Fotos ausgewählter Federn(meist Großgefieder sowie einige charakteristische Kleingefiederfedern) in sehr guter Qualität vor neutralem Hintergrund wiedergegeben. Ein kurzer Text(wenige Zeilen) gibt Informationen zu den abgebildeten Federn(z. B. Alter, Geschlecht) und nennt einige Charakteristika. Die Federn sind relativ groß abgebildet, bei Kleinvögeln in Originalgröße, ein Größenmaßstab ist angegeben. In der Regel ist nur ein Kleid abgebildet, nur in wenigen Fällen und bei Vögeln mit starkem Geschlechtsdimorphismus sind Männchen und Weibchen auf separaten Tafeln behandelt(Weihen, einige Raufußhühner). Dies ist vielleicht nicht sehr gravierend, weil sich vielfach das Großgefieder zwischen verschiedenen Kleidern weniger stark unterscheidet als Kleingefieder. Eine Einschränkung ist es trotzdem, und man wird beispielsweise Federn junger Möwen mit diesem Buch nicht bestimmen können, denn sie kommen darin(fast) nicht vor. Mir ist es problemlos gelungen, einige zufällig aufgesammelte Federn größerer Arten auf Anhieb zu bestimmen. Es liegt in der Natur der Sache, dass dies bei sehr ähnlichen Arten an Grenzen stößt, worauf schon im Einleitungsteil hingewiesen wird. Auch in den Arttexten von Sumpf- und Teichrohrsänger wird erwähnt, dass Farbnuancen nur eingeschränkt brauchbar sind, insbesondere bei Jungvögeln. Als Unterscheidungsmerkmal wird dann die(auch Beringern bekannte) unterschiedliche Länge der Einkerbung der zweitäußersten Handschwinge angegeben,die außerhalb eines definierten Überlappungsbereiches eine sichere Artdiagnose ermögliche. Tatsächlich würde eine nur danach vorgenommene Bestimmung(nach eigenen Daten von zur Beringung gefangenen Vögeln) bei unter einem Prozent der Sumpfrohrsänger, aber immerhin bei knapp 13 % der Teichrohrsänger zu einer Fehldiagnose führen. Vorsicht ist also bei der Bestimmung ähnlicher Arten angesagt, wenn es gilt, die individuelle Variationsbreite zu berücksichtigen. Das Buch geht mit Druckraum großzügig um, man hätte durch Straffung von Texten, Weglassen nicht erforderlicher Fotos und Vermeidung von Leerflächen möglicherweise vermeiden können, dass es ein derart schwerer und dicker Wälzer wird. Da aber ohnehin niemand ein derartiges Buch mit ins Feld nehmen wird, kann man sich auch ohne weiteres an der ansprechenden und auflockernden Gestaltung erfreuen. Für diejenigen, die sich mit den Federn heimischer Arten vertraut machen und so eine Wissenslücke schließen wollen, ist es sehr zu empfehlen. Wolfgang Mädlow
Heft
(2018) 25
Seite
118
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