Heft 
(1893) 2
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Das alte und das neue Rixdorf.

in ziemlich grosser Anzahl hier gef'mnlen und werden zum Teil im Märkischen Museum aufbewahrt.

Doch die Niederlassungen dieser Bewohner, mögen sie nun Ger- manen oder Slaven gewesen sein, sind völlig verschwunden. Erst mit der Mitte des 13. Jahrhunderts, als die askanischen Markgrafen auch das Land Teltow eroberten und der Orden der Tempelherren in Tcmpel- hof und Umgehung sich niederliess, beginnt die sichere historische Über­lieferung. Dieser Orden legte an der Stelle, wo unser Ort liegt, einen Hof an mit Namen Richarsdorp, der aber bald, wohl infolge der Best, wüst wurde. Da beschloss der Johanniter-Orden, der nach der Auf­lösung des Templer-Ordens 1312 dessen Besitzungen übernommen hatte, an der Stelle des wüsten Hofes ein Dorf zu gründen. Die Urkunde über diesen Beschluss, die sich im Berliner Stadt-Archiv befindet, ist vom 20. Juni 1300 datiert, und dies ist somit der Geburtstag unseres Ortes.

Der Name des Dorfes lautet in dieser Urkunde Richardsdorf oder Richardstorff, und daraus ist im Laufe der Jahre erst (1435) Kigerstorpp, dann (1450) Richerstortf, 1543 Richsdorf, 1546 Reichsdorf, 1635 Riehs- dorf und Uicksdorf und endlich Rixdorf geworden. Woher stammt nun dieser Name? Berghams nimmt an, er sei nach einem der Ordensincistrr oder Comture des Templer-Ordens genannt; Nicolai meint, er stamme von dem alten berlinischen Geschleckte der Ryken oder Reichen, die das Dorf angelegt hätten; Fidicin führt den Namen auf den heldenmütigen König Richard Löwenherz von England zurück, unter dem die Tempel­ritter gegen die Sarazenen gekämpft hätten, und noch andere geben an­dere Erklärungen. Das Wahrscheinlichste ist, dass Richardsdorf nach dem h. Richard benannt wurde, der Zeitgenosse des Bonifaeius und König von England war und wegen seiner Frömmigkeit und Wunderthateii heilig gesprochen wurde; im Kalender ist ihm der 7. Februar geweiht.

Die Stiftungsurkunde von Rixdorf ist wichtig als die einzige, die über die Gründung eines alten märkischen Dorfes erhalten ist, und lautet in hochdeutscher Übersetzung folgendennassen:ln Gottes Namen, Amen. Alles, das in der Zeit geschieht, vergeht mit der Zeit. Darum muss inan es mit Urkunden und Zeugnissen fest und dauernd machen. Daher be­kennen wir Bruder Hermann von Werberge, Statthalter der Mark Brandenburg und Wendenlands, und ich, der Comtur Dietrich von Saster, und wir insgemein, die sämtlichen Brüder des Hauses Tempel­hof, und bezeugen öffentlich mit diesem Briefe vor allen Christen, dass wir mit Erlaubnis unserer Vorgesetzten und in wohlbedachtem, über­legtem, einträchtigem Sinne und mit unser aller Bewilligung auf den Rat des achtbaren Priesters, Herrn Jakobs von Datz, unsern Hof Richarsdorp verwandelt und umgeändert haben und mittelst dieses Briefes umändern in ein Dorf mit 25 Hufen, jede zu 10 Morgen Landes. Und zwar soll der Schulze, der in dem Dorfe das Schulzenamt besitzt, eine