Heft 
(1896) 5
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7. (6. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

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1357 war die Gemarkung in vier Rittergüter geteilt, von denen Otto Britzik das grösste besass. Der Dorfkrng, wohl an derselben Stelle belegen wie das Bethgesche Lokal, musste ihm 1 Talent jährlich an Steuern entrichten. Otto Britzik und seine Nachkommen erwarben die anderen Ritterhufen dazu, sodass sie das Gut in der Folge fünf Jahr­hunderte lang allein besassen bis 1699. Von da bis 1719 wechselte das Gut öfter seinen Besitzer. In diesem Jahre wurde es Allodialgut und vom Staatsminister v. Ilgen für 36 000 Thaler erworben vom Grafen v. Schwerin. Es muss schon damals ein stattlicher Besitz gewesen sein, denn mitverkauft wurden ausdrücklich die Orangerien, Tapeten und Schildereien nebst dem öffenbar wertvollen Mobiliar. Von 1719 bis 1795 blieb das Gut in der Verwandtschaft des Ministers v. Ilgen. Im Jahre 1753 ist der Kaufpreis 42 000 Thaler. Erwerberin war die Gemahlin des Ministers Grafen v. Hertzberg. Dessen Sohn verkaufte 1795 Britz, allerdings nach erheblichen Meliorationen, für 150 000 Thaler an den Baron v. Eckartstein, welcher es für 172 000 Thaler an Jouanne im Jahre 1824 verkaufte. Von diesem erwarb es Riedel 1862 für 260000 Thlr. Im Jahre 1865 ging es für 325 000 in den Besitz Wredes über, dessen Wittwe das Schloss jetzt bewohnt.

Zur Hertzbergschen Zeit ist in Britz eine bedeutende Maulbeer­plantage angelegt worden, auch Seide wurde gewonnen, gesponnen und gewebt, sodass der Minister ein Zimmer mit selbstgefertigter Seidentapete beziehen konnte. Britz war damals geradezu eine Musterwirtschaft. Die 70 Kühe friesischer Race brachten jährlich 40 Thaler; gefüttert wurde damals schon mit Schlempe; denn Hertzberg betrieb auf dem Gute auch Brauerei und Brennerei. Auch für die Kunst hatte der Besitzer eine offene Hand; die Plafonds trugen allegorische Gemälde, die Wände Land­schaften, gemalt vom Akademiedirektor Rode.

Aus der Zeit der zierlichen Dreispitze und Zöpfe ist indes nichts mehr erhalten. Die Seidentapete wird unter Jouanne einem billigeren Stoffe Platz gemacht haben. Nur zwei kleine allegorische Bilder im Schlosse dürften aus dieser Zeit stammen und wohl Werke Rodes sein.

Das Schloss war früher ein einfacherer Bau, der Turm und das jetzige Dach stammen von Wrede, ebenso die innere Ausstattung und zahlreiche seltene Pflanzen und Bäume im Park.

Nur die weitberühmte Akazie, gestützt und von Eisen umklaftert, erzählt davon, dass auch in früherer Zeit hier ein feinsinniger Geist die Reize zu würdigen wusste, welche das Landleben erhält durch kunst­volle Pflege von Bäumen, Busch und Blumen im Garten.

Aber nicht nur sein Schloss liess Wrede in kunstsinniger Weise in neuer stattlicher Form von neuem erstehen. Auch der Kirche am lauschigen See wandte er sein Kunstverständnis und seine reichen Mittel zu. Der Turm der Kirche, obwohl im Lehm stehend, zeigte starke