Heft 
(1896) 5
Seite
122
Einzelbild herunterladen

122

7. (6. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

Neigung, sich von dem Gotteshause zu trennen, sodass hier etwas ge­schehen musste. Die Kirche selbst war auch zu eng geworden für die sich stets mehrende Gemeinde. Da ging Wrede 188S im Verein mit dem jetzigen Chef der Reichsdruckerei, Busse, dem Schwiegervater seines Sohnes, des Herrn Rittmeisters Karl Wrede-Schönfeld, ans Werk und gab der Kirche ihre jetzige Gestalt.

Der Turm steht jetzt 8 Meter in der Erde, seine Spitze entspricht dem früheren Turmhelm, die neuen gotischen Fenster dagegen haben den früheren Charakter des Baues gänzlich verändert. Im Innern ist noch Ilolzwerk von der alten Decke zu sehen; Kanzel und Altar sind 175 Jahre alt, sie stammen aus der Ilgenschen Besitzzeit, eine alte schöne Glocke dürfte sogar 400 bis 500 Jahre die Gemeinde zum Gottesdienste rufen.

In alter Zeit sollen die Fenster so schmal gewesen sein, dass an­genommen wurde, die Kirche hätte in den ältesten Zeiten zur Ver­teidigung des christlichen Glaubens gegen die heidnischen Wenden gedient.

Zu erwähnen ist noch die Hertzbergsche Gruft, in welcher die hier verstorbenen Mitglieder der Familie beigesetzt sind.

Bei der Öffnung des alten Turmknopfes gelegentlich des Umbaues der Kirche hat sich nur in demselben eine Baurechnung vorgefunden.

Die bäuerliche Bevölkerung von Britz ist soweit sie nicht mit Gewalt vertrieben wurde sesshafter auf der Scholle gewesen, wie die Gutsherrschaft.

Verwüstet wurde Britz im dreissigjährigen Kriege derart, dass von den 140 damaligen Bewohnern kaum die Hälfte übrig geblieben war. Sämtliche Bauernhöfe wurden wüst, und von den Kossäthen haben nur sechs den Krieg überdauert. Unter diesen aber finden sich die Namen Grothe, Behrendt, Rohrbeck, welche auch heut noch in Britz zahlreich Vorkommen.

Wie arg hier im dreissigjährigen Kriege gehaust worden ist, er- giebt sich daraus, dass es 150 Jahre gedauert hatte, bis es Britz im Jahre 1801 zu 267 Einwohnern gebracht hatte.

Nach dem Aufschwünge, den Britz in neuester Zeit genommen hatte, wurde es für die Verwaltung schwer, den Guts- und Gemeinde­bezirk auseinander zu halten.

Der Gutsbezirk wurde daher auf Anregung des Landrats mit dem Gemeindebezirk zu einem Gemeinwesen vereinigt. Die Vereinigung er­folgte freiwillig durch Verträge, die freilich bei der Auslegung auch öfters zu Kontroversen führten, bis die Landgemeindeordnung einen klaren Rechtsboden schuf und diese Streitigkeiten beseitigte. Seit Ein­führung der Kreisordnung bilden Britz und Rixdorf zusammen einen Amtsbezirk, seit 1879 den Bezirk des Amtsgerichts Rixdorf. Britz hat