15. (8. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.
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Sich breiten Hisst im Schmuck des saft’gen Grüns?
Verzeiht mir altem Manne; wählt ein andres!
Denn so verlieren wir das ganze Haus.“
Der Kurfürst aber bestellt auf seinem Willen, die Yerkehrtlinden werden gepflanzt und der vierte Akt belehrt uns Dreivierteljahr später, dass sie nicht, verdorrt sind, vielmehr wirklich ausgeschlagen haben.
Der Kurfürst aber ruft zu den drei Brüdern
„Ganz schuldlos und freiwillig wolltet Ihr
Aus Bruderliebe Euer Leben lassen.
So selt’ner That, so ad’liger Gesinnung
Gebührt der Name auch. Kniet nieder, Männer!
Empfangt den Kitterschlag! Und „von der Linden“
* Sollt Ihr in Zukunft heissen.“
Der wirkliche Mörder, der sich freiwillig stellt, wird, weil er als wiederholt und aufs schwerste Beleidigter, lediglich in plötzlicher Zornesaufwallung den tötliehen Messerstich führte, begnadigt and geht ins Kloster. —
Das von Frau Dr. Nusclia Butze-Beermann mit vollendeter künstlerischer Meisterschaft vorgetragene Schauspiel wurde mit viermal wiederholten, allseitigem und rauschendem Beifall, sowohl für die beliebte Schauspielerin, wie für die Dichterin von der Versammlung belohnt. Anwesend waren ausser den zahlreichen Mitgliedern viele Notabilitäten der Kunst und Wissenschaft als Gäste. Auch die Nachsitzung im Schultheiss verlief in angeregter Stimmung und lebhaftem Meinungsaustausch über das Gehörte.
Aus dem Reiche der Pilze.
Von Josephine Freytag.
Vortrag, gehalten am 14. Oktober 1896 in der Brandenburgs, Verein für Heimatkunde.
Ohne Blüten, ohne Blätter, ein eigenartig organisches Gebilde, völlig verschieden in seinem Entstehen und Vergehen von dem der Pflanzenwelt und dennoch dieser angehängt, gleichsam als etwas minderberechtigtes, liegt das grosse Reich der Pilze, wie es im Dunkel geboren, noch heute im Dunkel der Erkenntnis vor uns da. Gemeinsam mit der unsere Erde so prächtig verherrlichenden Pflanzenwelt hat es nur, wie diese im Gegensätze zum Mineralreich, organisches Leben, gemeinsam