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Aus dem Reiche der Pilze.
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Wohlgeschmack empfiehlt. Auch von dieser Art kann man sagen, dass sie eine ernste Vergiftungsgefahr mit sich bringt. Sie ward in Berlin zwar auf den Märkten feilgeboten, aber doch ziemlich selten benutzt, desto mehr in Thüringen, Schlesien, Posen, Ost- und Westpreussen. Es ist Lactarius deliciosus, Blutreizker. Junge Exemplare geben eine vorzügliche Speise in den mannigfachsten Formen der Zubereitung. Die Eigenart ist auch so deutlich wahrnehmbar, dass es geradezu unerklärlich ist, wie gerade dieser Pilz so häufig zu Vergiftungen Anlass geben kann. Aber leider ist es so. Sobald man ihn reinigt, muss man stets unten das erdige Ende des Stiels abschneiden, sofort tritt alsdann die Milch, ein orangenfarbiges Blut, hervor. Dieselbe Farbe haben die Lamellen auf der Hut-Unterseite, während Berührung oder Druck sie in grelles Grün verwandeln. Sogar völlig wie mit Grünspan bedeckt, erscheinen ältere Exemplare. Im Gegensätze dazu haben ähnliche schädliche Bildungen blasse, gelbe oder bräunliche Lamellen, weisse Milch und zeigen beim Druck durchaus nicht grüne, sondern bräunliche Färbungen. Das ist sehr, sehr deutlich wahrzunehmen, aber diese Unterschiede sind sämtlich noch nicht zu bemerken, solange man nur die Oberseite betrachtet, wie es bei hastigen Ernten geschieht. Der platte, ein wenig zur Vertiefung geneigte Hut sieht bei allen diesen Arten mit seinen konzentrischen, fleischfarbigen Ringen so ähnlich aus, dass man erst nach dem Umkehren des Pilzes mit Sicherheit sagen kann, was man geerntet hat. Lactarius torminosus, Birkenreizker, im Volksmunde auch als Schleierreizker bezeichnet, L. pallidus, bleicher Milchpilz, oder L. pyrogalus, Brennreizker, sind deshalb nicht selten aus dem Eingeemteten zu entfernen. Die letztere schmeckt so unangenehm, dass sie wohl kaum zu Vergiftungen Anlass giebt, dafür verdirbt sie bei Fahrlässigkeit manche Mahlzeit. In vielen slavischen Gegenden kocht man diese bösen Arten mit Salzwasser ab und verspeist sie nach Entfernung der Brühe, das ist bei torminosus und pallidus ganz unbedenklich.
Völlig verschieden ist der Sachverhalt, sobald Gesundheitsstörungen oder gar der Tod angeblich auf Trüffeln zurückgeführt werden. Es giebt keine einzige schädliche oder gar giftige Trüffelart. Aber sämtliche Trüffeln wachsen in der Erde, sind dadurch schwierig zu finden und in Folge der grossen Anerkennung, welche ihnen schon im Altertum zu teil wurde, nur gar zu sehr geschätzt. Als Königin unter den Pilzen wurde sie zu ganz unverhältnismässiger Preissteigerung emporgeschiaubt, dass gerade aus diesem Umstande Giftgefahren entstehen, lässt sich aber beweisen. Die Menschheit hat von jeher Pilse gegessen, sogar rohe, denn Flüchtlinge und Verbannte mussten sich wohl oder übel von Beeren, Wurzeln und Pilzen nähren. Den Höhepunkt der Anerkennung erreicht der Pilzgenuss bei den Römern, trotz der aussergewohnlichen Transport- Schwierigkeiten des heissen Klimas. Zu den lukullischen Mahleu liess
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