Heft 
(1896) 5
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Josepliine Freytag.

man Estafetten zum selinelleren Transport sieh ablösen. Oie feinen Zungen der Körner hatten herausgeftmden, dass Pilze, die in Mefall- gefassen gestanden, Kinbusse an ihrem feinen Aroma erlitten. Sofort wurden zum Kochen der Pilze eigene Gebisse, die man Ihileti nannte, benutzt. .Ta, für die Mahlzeiten der Reichsten gab es Teller und Köttel aus Bernstein. Welch hohen Wert man auf diesen Genuss legte, geht aus einem Ausspruch des Martial hervor. Er klagt über den Verderb der .lugend und meint dann:Alles, die Ehren eines Senators, die Freuden der Liebe geben sie hin für ein Gericht gut zubereiteter Pilze. Den Vorwurf können wir unserer .lugend nicht machen. Die Arten, welche von den Körnern am meisten genossen wurden, waren Amanita Cäsarea, Kaiserpilz, ein Verwandter unseres Fliegenpilzes,*) dann einige Boletus-Arten (Steinpilze), vor allem aber Trüffeln, welche in verschie­denen Teilen des römischen Reiches massenhaft gediehen. In einigen Gegenden mag man sie geradezu wegen des hohen Preises, der dafür gezahlt wurde, ausgerottet hallen, (einige will der Wald doch wenigstens zur Fortpflanzung behalten), in anderen Gegenden, wo sich ein voll­ständiger Besitzwechsel der Bevölkerung vollzog, ist die Kenntnis ver­loren gegangen. Clingens bilden im Kaukasus noch heute Trüffeln einen recht wesentlichen Teil der Ernährung, ebenso bei den Arabern.

In der neuesten Zeit ist die edelste Art, Tuber melanosporum, nur noch in Peregord gefunden, wodurch kolossale Geldsummen dorthin wandern. Obgleich durch die rot gerundeten Adern diese seltene Art von der gewöhnlichen schwarzen Trüffel, Tuber nigrum, (wie sie in Hannover noch reichlich vorkommt), sich deutlich unterscheidet, so ent­halten die direkt aus Perigord kommenden Kistchen ganz vorwiegend die minderwertige Art. Da man die Trüffeln auch ungeschnitten kocht, so ist die Prüfung der ausserdem allerdings verschieden kantigen Warzen ohne.Kenntnis nicht so leicht, und wo man in Scheiben geschnittene verwendet, versteht man überdies nicht das Teuere vom Minderwertigen zu unterscheiden. Man zahlt den vier- oder sechsfachen Preis für seine Unkenntnis. Noch schlimmer ist der Umstand, dass man die gar so teuer gekauften Pilze nicht gern wegwerfen will, sobald sie verdorben sind. Wenn sie anfangen weich oder fettig zu werden, sind sie nicht mehr gesund, ja entschieden schädlich.

*) In vielen Teilen Kusslands verzehrt die Bevölkerung die mit Salzwasser ab. gekochten Fliegenschwämme, während in den asiatischen Provinzen Getränke daraus bereitet weiden, die teilweise berauschend wirken. Durch die Verbindung mit Milch hat sich in einem derartigen Getränke Keiir gebildet, jener interessante Pilz, welcher sich mit lauwarmer Milch begossen, stark vermehrt und indem er bereits selbst eine Art Verdauungsprozess vollzieht, die Milch derart um wand eit, dass sie leicht ver­daulich wird. Auch andere Verwandte, wie Amanita rubescens, Perlschwamm, und A. pantherina sind, frisch sofort benutzt, essbar, sobald man die Oberhaut abzieht. Sie eignen sich besonders zur Bereitung von Soja, ja fast noch besser als Champignon.