Aus dem Reiche der Pilze.
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so wird er von der Mehrzahl trotz seiner Härte, seines eigentlich doch nicht einmal angenehmen Geschmackes sehr viel verzehrt.
Er ist aber einer der aller schwer verdaulichsten Pilze, dürfte nie anders als durch das Wiegemesser zerkleinert zubereitet werden, und schwache Magen dürften garnicht das Fleisch, nur Brühe davon gemessen. Natürlich nicht etwa solche von halb verfaulten Pilzen, denn diese ist Gift selbst für Gesunde. Hingegen giebt es kaum eine Gefahr durch Verwechselung mit schädlichen Arten. Wohl gedeihen eine ganze Anzahl gelber Pilzchen, die man im Verdacht hatte, indes alle Arten, die in Frage kommen könnten, habe ich verspeist und sie unschädlich gefunden, sogar einen, der in den pilzbotanischen Werken noch nicht einmal Aufnahme gefunden hat. Trotzdem er ein Hydnum, also ein Stachelpilz ist, hat gerade er die grösste Aehnlichkeit mit Cantharellus cibarius. Wir können ihn aber getrost ebenso wie diesen benutzen.
Weil der Pfefferling recht billig ist, finden sich leichter Käufer, ehe er in grösseren Mengen verdirbt, indes sollen trotzdem auch hier und da Erkrankungen vorgekommen sein. Dann ist aber stets Fahrlässigkeit schuld gewesen. Wenn wir durch verdorbene Leber oder Fette erkranken, kann man nicht gut die Leber als an und für sich giftig anklagen, aber die Pilze kann man verleumden, weil es einige schädliche giebt.
Es klingt komisch, wenn slavische Frauen behaupten: „Giftpilze!“ Unsinn! Die Deutschen machen die Pilze giftig, aber etwas Wahres ist daran und auf diesem Gebiete könnten die vorzüglichsten deutschen Hausfrauen sehr viel von ihren slavischen Schwestern lernen. Diese sticken ihren Gatten freilich keine Kissen und Schlummeffollen ja nicht einmal den Pantoffel, aber sie putzen ihre Pilze selber, sortieren und bestimmen, was sofort verzehrt, was getrocknet, was in Essig eingelegt werden soll und ziehen mit Gross und Klein schaarenweis in die Wälder, selber ihre Pilze einzusammeln. Ihre Einteilung ist auch viel deutlicher als unsere mit dem Schreckgespenst „giftig“. Sie sagen Suppenpilze, d. h. solche, von denen sie entweder nur die Brühe zu Suppen und Saucen, oder mit derselben den ganzen Pilz verzehren. Dann Fleischpilze, das sind diejenigen, welche sie erst in Salzwasser abkochen und nur das Fleisch verzehren, dann Dörrpilze, zu welchem Zweck sie dann (ausser einigen bitteren unangenehm schmeckenden oder den wenigen Giftpilzen) so ziemlich alles nehmen.
An dieser Einteilung könnte man freilich noch einiges verbessern, indem man sagte: 1) Stark aromatische Pilze, d. h. solche, deren Fleisch zu hart oder lederzäh, nur die Benutzung zu Saucen und Suppen empfiehlt, in deren Brühe man auch wieder schmackhafte, oder in Salzwasser vorher abgewellte weich dünstet, 2) fein ai omatische, die man ganz und gar verspeist, w r ie Steinpilze und Champignons, 3) fleischige,