Heft 
(1898) 7
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Georg Siegerist, Die zweite Gemahlin Markgraf Johanns I.

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keloh nebst Patene aus dem 13. Jahrhundert die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Dass diese beiden kirchlichen Geräte Stiftungen des Bruderpaares Johann I. und Otto 111. sind, ist schon in einer Beschreibung derselben in No. 265 derVoss. Ztg. von diesem Jahre erwähnt worden, doch ist es nötig, um des Zusammenhanges willen hier noch einmal darauf einzugehen, und ausserdem ist dort der wich­tigste Beweis, die Jahreszahl auf der Patene, nicht beachtet worden.

Auf der Patene befindet sich zur Rechten Christi eine kniende männliche Gestalt mit der ÜberschriftJohannes, zur Linken eine kniende. Frau, über welcher der NameHesera zu lesen ist. Umgeben ist diese Darstellung von acht Medaillonbildern, neben deren unterstem, welches das Bild eines geflügelten Löwen zeigt, sich die Zahl 50 in primitiven arabischen Ziffern eingraviert findet. Offenbar steht diese Zahl mit der Zeit der Stiftung der Patene im Zusammenhang und dürfte die Jahreszahl angeben, deren andere Hälfte auf der linken Seite des Medaillonbildes fehlt; doch hat sie wohl existiert und ist, da die Gravierung nur flach ist, durch irgend welchen Umstand, vielleicht durch fortdauerndes Berühren der Stelle bei Benutzung der Patene, im Laufe der Jahrhunderte abgeschliffen worden. Ihrer ganzen noch rein romanischen Ausführung nach kann die Patene aber nur im 13. Jahr­hundert angefertigt worden sein, und dann hat die Jahreszahl auf ihrem Rand 1250 gelautet. Dann ist aber ferner der auf ihr abgebildete Donator' Markgraf Johann I. und die mitHesera bezeichnete weibliche Gestalt stellt seine Gemahlin vor, d. h. die bisher urkundlich nicht nachgewiesene zweite Gemahlin, mit welcher er zwischen 1248 und 1255 vermählt gewesen ist und nach deren zwischen 1250 und 1255 erfolgten Tode er zur dritten Ehe mit Jutta von Sachsen schritt. Man darf wohl annehmen, dass der Markgraf und seine Gemahlin die Patene zum Andenken an ihre Vermählung gestiftet haben, diese also iin Jahre 1250 erfolgt ist. Dann ist man auch endlich berechtigt, an­zunehmen, dass den zur Patene gehörigen Kelch Johanns Bruder Otto III. gestiftet hat, worauf, wie in der erwähnten Notiz derVoss. Ztg. schon gesagt worden ist, die InschriftOtto Marc . . . . hindeutet. Diese Inschrift beweist aber nicht ohne weiteres, dass Otto III. den Kelch gestiftet hat, denn der Name der Gemahlin fehlt und der Ottonen hat es noch mehrere gegeben; erst durch den Zusammenhang mit den An­gaben auf der Patene wird die Annahme von der Stiftung durch Otto III. wahrscheinlich. Für welche Kirche oder für welches Kloster die Stiftung erfolgte, wissen wir nicht und ist auch nebensächlich zu wissen.

Der Umstand, dass die Zahl 50 schon in arabischen Ziffern in den Rand der Patene eingraviert ist, kann uns nicht befremden, denn das indisch-arabische Ziffersystem war bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts