Heft 
(1898) 7
Seite
269
Einzelbild herunterladen

Kleine Mitteilungen.

269

Glühwürmchen, dieser merkwürdige kleine Laternenträger, die Aufmerksam­keit der Naturforscher wieder mehr auf sich gezogen; denn es wurde ent­deckt, dass das Licht des Glühwürmchens, ebenso wie die Röntgenschen Strahlen, durch undurchsichtige Körper auf die photographische Platte zu wirken imstande ist. Einige glauben, wie die ,K. Volks-Ztg. erzählt, des­halb, dass die Strahlen des Glühwürmchens thatsächlich Röntgensche Strahlen sind oder wenigstens solche enthalten, obgleich diese bekanntlich für das menschliche Auge unter gewöhnlichen Umständen unsichtbar sind. Der fran­zösische Forscher de Fouvielle ist sogar der Meinung, dass auch das Glühen der Infusorien und Mollusken, denen das Meeresleuchten zuzuschreiben ist, ebenfalls Röntgensche Strahlen enthält. Das Glühwürmchen muss schon aus dem Grunde Aufmerksamkeit erregen, weil seine Leuchtkraft ganz bedeutend sein muss, da man bei dem Schein eines einzigen dieser Tierchen selbst kleine Schrift gut lesen kann. Früher glaubte man, dass die Glühwürmchen lediglich phosphorescierende Tiere wären, die nachts den Lichtvorrat, den sic tags Uber aufgenommen haben, wieder ausstrahlen. Dies ist ein Irrtum, und wurde als solcher von dem Naturforscher Matteucci widerlegt. Man kann sich leicht von dessen Haltlosigkeit überzeugen. Hält man Johannis­würmchen in äusserster Dunkelheit, so kann man sie sehr lange leuchten sehen; Matteucci sah ihr Leuchten in diesem Zustande 220 Stunden hinter­einander. Scheinbar ist das Licht des Tierchens von dessen Willen abhängig. Matteuci hat die leuchtende Flüssigkeit untersucht. Er glaubte, er würde Phosphor in ihr finden; aber in den Stoffen, die die langsame Verbrennung jener Substanz ergab, war nicht die geringste Spur von Phosphor zu ent­decken, vielmehr nur eine Mischung von Salpetersäure und Kohlensäure. Danach besteht das Öl der wunderbaren Lampe des Glühwürmchens aus einer Mischung von diesen beiden Säuren in unbekanntem Verhältnisse. Hieran schliesse ich eine andere Zeitungsmitteilung, nämlich:Über das Licht des Glühwürmchens, das den Naturforschern schon manches Rätsel aufgegeben hat, kommt wieder eine Nachricht, und zwar von Seiten des be­kannten amerikanischen Physikers Langley. Dieser hat nämlich festgestellt, dass das Glühen am Unterleibe des Johanniskäfers, das mit einer ausgeson­derten Flüssigkeit in Verbindung steht, eine Erscheinung ist, die gar nicht als eine Lebensfunktion zu betrachten ist. Das Licht leuchtet auch noch nach dem Tode des Insekts, eine Thatsache, die merkwürdigerweise allen Beo­bachtern bisher entgangen zu sein scheint. Lässt man Sauerstoff auf diese Flämmchen einwirken, so wird es stärker, während es in luftleerem Raume und in Kohlensäure erlischt. Danach muss also der Glanz die Folge einer langsamen Verbrennung gewöhnlicher Art sein, die ebenso wie jede andere Flamme des Sauerstoffs der Luft zu ihrer Unterhaltung bedarf, und es scheint dem nichts im Wege zu stehen, dass ein entsprechendes Licht, nur in viel grösserer Leuchtkraft, künstlich erzeugt werde. Das würde insofern von Be­deutung sein, als das Licht des Glühwürmchens ausserordentlich wenig Wärme entwickelt, nur etwa den 400. Teil der Wärme, die eine Gasflamme von gleicher Stärke erzeugen würde. Die Wärme des Lichtes eines Johannis­würmchens würde nicht im stände sein, den Quecksilberfäden eines Thermo­meters auch nur um ein Millionstel Grad steigen zu machen.