Heft 
(1898) 7
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Kleine Mitteilungen.

Freiherr von Schilling, der Meister in der künstlerischen und wissen­schaftlichen Darstellung der Gartenschädlinge und -Nützlinge, schreibt*) in Hinsicht auf das Glühen des Johanniswürmchens, des Männchens wie des Weibchens: , .Dass die Organe, die ihn (denLeuchtapparat*) bedienen, unter dem Einfluss des Nervensystems des Tierchens stehen und dieses sich seiner Begabung des Leuchtens bewusst ist, steht fest. Die poetische Annahme:

Ein Johanniswürmchen sass Seines Demantscheins Unbewusst im weichen Gras Eines Bardenhains u. s. w.

gilt also wohl kaum. Über das Weitere des merkwürdigen Apparats sind die Meinungen geteilt. Ich habe nach mikroskopischer Untersuchung, unter Dar­stellung eines Querschnittes, seiner Zeit meine bescheidene Ansicht an anderem Ort**) darüber ausgesprochen. Wie dem auch sei, beide Geschlechter ver­mögen ganz willkürlich den Leuchtapparat wirken und erlöschen zu lassen. Besonders das stillsitzende Weibchen versteht es durch längeres oder kürzeres Aufleuchten ihresBlickfeuers, gleich einer Hero durch die Finsternis eine weit sichtbare optische Sprache zu reden, die von den fliegenden Leandern sehr wohl verstanden und wohl auch ähnlich erwiedert wird. Merkwürdig ist, was mir meine vieljährigen Beobachtungen zeigten, dass Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, auch Luftbewegung, nur bedingten Einfluss auf das Leuchten auszuüben scheinen. An in dieser Hinsicht ganz gleich gestalteten Abenden kann ein aussergewöhnlich energisches Leuchten und ebenso ein völliges Fehlen aller Leuchtlust beobachtet werden. Es ist das schwer zu erklären: sollte da ein notwendiger, gewisser Grad elektrischer Spannung in der Luft mitspielen? W. v. Schulenburg.

Schmalz. In seinen reichen Mitteilungen über ursprüngliche Nahrungs­mittel hat Herr Geheimrat Friedei auch eine Angabe aus dem Roman Quitt der Baronin Tautphoeus angeführt hinsichtlich desSchmalzes in Ober- baiern. Ich hatte ebenfalls Gelegenheit bei längerem Aufenthalte in Ober- baiern die Zubereitung des Schmalzes dort in Bauernhäusern mitanzu- seheri und von der Dauerhaftigkeit desselben mich zu überzeugen, wenn auch der Geschmack des Schmalzes, d. h. der im Kessel über Feuer ausge­kochten Butter, keineswegs mehr den angenehmen milden Geschmack der rohen Butter hat. Ich habe über Schmalz in der Gegend von Brannenburg am Inn bemerkt f):Schmalz heisst hier in den Bergen ausgekochte Butter, die, in grossen Gefässen aufbewahrt, Monate lang sich hält und (1888) in allen bäuerlichen Wirthschaften massenhaft zur alleinigen Bereitung aller Speisen dient, da thierische Fette (Nierenfett, Schweineschmalz), soweit ich erfahren, selbst bei den ärmsten Leuten keine Verwendung finden. Schmalz führen die Holzknechte (Holzhauer), die die ganze Woche im Holze (Walde) in

*) Allerlei nützliche Garteninsekten. Frankfurt a. d. O. 1895. S. 9.

**) H. Frhr, v. Schilling, Durch des Gartens Wunderweit. Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. d. 0. 1890.

f) Zeitschrift für Ethnologie. Verhandlungen 1893. S. 280.