Kleine Mitteilungen.
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ihren Holzsilmen (Rindenhütten) zubringen, in runden Ilolzschachteln, Sclnnalzspoddeln, bei sich, ebenso wie Mehl, Brod und Salz. Schmarren bilden dort ihre einzige wanne Speise, ebenso Morgens, wie Mittags und Abends, — eine Lebensweise, wie sie einfacher in alter Zeit nicht gedacht werden kann. Schmarren bestehen aus Mehl, Wasser und Salz. Der Teig wird in einer flachen Holzpfanne (Tagkeln oder Taigkeln) angerührt, dann in eine eiserne Pfanne geschüttet, mit Schmalz angebraten und beständig mit dem Muser zerstampft und in Stücke geschnitten. Der Muser ist ein flaches, spatenförmiges, gestieltes, eisernes Kochgerätü. Die erwähnte eiserne Pfanne wird auf den Pfannerliaber (Pfannheber) gesetzt, der am Feuer aut dem Steinheerd der Hütte steht.“ Das Getränk ist Wasser aus einem Bach oder Quell. Sonnabend, gegen Abend, kommt der Holzknecht aus den Bergen nieder in das ihm heimatliche Haus und steigt am Montag, in der Morgenfrühe, Mehl, Brot, Schmalz und Salz in dem gewaltig ange- füllten Rucksack, wieder hinauf in die einsamen Höhen der Berge, wo seine Axt durch die Stämme des Waldes hallt und krachend die mächtigen Fichten niederstürzen. Ebenso einfach leben auch vielfach die Jäger in den Wäldern.
Ein solcher Muser, ein wichtiges Ausrüstungsstück des Holzknechtes und des Jägers, etwa 55 cm lang, ist von mir gelegentlich der ausführlichen Beschreibung einer oberbairischen Bauernküche abgebildet in den Mitteilungen der Wiener Anthropologischen Gesellschaft.*) Beim Gebrauch des Schmalzes bedient man sich hölzerner Schmolzschaufeln oder Schmolzscheeren.**) Besondere Verwendung findet das Schmalz bei der Herstellung der „Nudeln“. Diese Nudeln sind in der von mir erwähnten Gegend fast handgross und ähneln etwa den Berliner „Pfannkuchen“, nur sind sie eben grösser, innen hohl und ohne Füllung. Sie wurden in vielen Häusern wöchentlich ein- und zweimal gegessen und bilden mit Backobst das Mittagessen. Selbst baumstarke Knechte in einer grossen Bauernwirtschaft assen nur wenige Nudeln zu Mittag. In einem Hause, wo Dienstboten waren, wurden sie regelmässig Mittwochs und Sonnabends gegessen. Die Nudeln bestehen aus Mehl und Wasser oder Milch. Der flache Teich, in kochend Schmalz geworfen, geht pufferartig auf. Auch sonst lebten die Bewohner jener Gegend meist von Mehlspeisen. Fleisch wurde bei den Bauern vielfach nur fünfmal im Jahre gegessen, nämlich zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten, zu Fastnacht und Kirchweih. ***) Fleisch essen viele Bergbewohner in Oberbaiern überhaupt sehr wenig. In einem wohlhabenden mir bekannten Bauernhause am Hintersee wurde „Vieh alljährlich nur einmal geschlachtet, und zwar zu Weihnachten eine Sau, selten nur ein Kalb oder Schaf“, f) Trotzdem diese Menschen fast ausschliesslich von Mehlspeisen und Milch leben, auch die Leute, die nicht im Walde arbeiten, sondern in der Hauswirtschaft sind, so haben sie doch bedeutende Kraft und grosse Ausdauer, ff)
W. v. Schulenburg.
*) 1896, S. 64, und abgebildet S. 68, unter 38. **) Ebenda, S. 64 und 85, ab
gebildet unter 37. ***) Verhandlungen, S. 281. f) Wiener Mitteilungen, S. 67.
ff) Vergl. ebenda, S. 89 unter Volksspielen: die Büchse anschlagen.