Heft 
(1898) 7
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Gänsemästung im Oderbruch. Bei der grossen wirtschaftlichen Be­deutung, welche die Retter des Kapitols im landwirtschaftlichen Betriebe der Mark beanspruchen, werden folgende neueste Ermittelungen über die Mästerei, wie sie durchgängig betrieben wird, von Interesse sein.

Auf einem 18 Ar grossen Hofraum werden etwa 4000 Gänse in ab­geteilten Buchten gehalten. Da die Tiere nicht blos des Tages, sondern auch in der Dunkelheit fressen, so sind die Buchten durch grosse Laternen erhellt.

Im Jahre 1897 wurden in der Oderbruchgegend 34 000 Gänse mit einem Futter von 1020 000 Pfd. Gerste gemästet. Die Gerste wird in grossen Bottichen zu 3200 bis 3400 Pfd. Inhalt eingemalzt, nach 24 Stunden heraus­genommen und zu einem ausgebreiteten Haufen ausgeschüttet. Wenn die Körner in diesem Haufen zu keimen beginnen, was etwa nach zwei Tagen geschieht, so werden sie an die Vögel als Grünmalz verfüttert.

Durchschnittlich frisst die Gans während der dreiwöchigen Mastzeit 30 Pfd. Malz. Für das Abrupfen einer Gans wurden 10 Pfg. bezahlt, macht auf 34 000 Gänse 3400 Mk.

Die Verpackung erfolgt in Körben zu 20 Stück, die Versendung nach Berlin als Eilgut. An Federn liefert eine geschlachtete Gans durchschnittlich 0,40 Pfd., 34 000 Gänse mithin 13 600 Pfd. Das Pfund Gänsefleisch ward in Berlin durchschnittlich mit 58 Pfg. bezahlt.

Die Gänse selbst stammen nicht alle aus dem Oderbruch, sondern auch von Hinterpommem, Posen und Russisch-Polen.

In der Grösse und Schwere werden diese Tiere allerdings von den neuvorpommerschen und rügenschen Gänse übertroffen. In diesem Regierungs­bezirk wird die Gänsemästerei auch in den Städten selbst betrieben, z. B. in Stralsund, Greifswald, Gützkow, Wolgast, Grimmen, Jarmen, Loitz u. s. w. Daselbst buchtet man die Tiere eng in Ilolzversehlägen ein und nudelt sie mit einer Mehlpaste, die den Tieren in den Hals ob sie wollen oder nicht wollen hineingesteckt wird. Dies Verfahren ist auch in manchen uckermärkischen Dörfern üblich. F.

Wrangen. Wrangen ist ein Schiffer- und Fischer-Ausdruck an der märkischen Oder, aber auch an der märkischen Elbe und Oder, für Rippen. Man spricht von Sch iffs-W rangen, das sind die knieförmig gestalteten Hölzer im Innern des Bootes oder Kahns, welche die Wände mit dem Boden verbinden. Aber auch die Rippe bei Mensch und Tier wird Wräng e ge­nannt. In Oderberg sagt man z. B. von jemand, der sich tüchtig voll­getrunken hat,er hat die prangen voll. Letztem metaphorischen Ausdruck kannten aber die Leute unsers Mitgliedes Dr. Bolle auf der Insel Scharfenberg im Tegeler See nicht, so gut ihnen sonst der Ausdruck Wränge für Rippe bekannt war. E. Friedei.

Fflr die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bemburgerstrasse 14.