Besichtigung der Stearin- und Seifenfabriken in Firma Frans Spielhagen, 459
Lauge wieder frei wird und sich mit dem Fett, d. h. dem Schweiss verbindet., wodurch es im Wasser löslich wird.
Diese theoretischen Notizen sind der Beschreibung der Fabrik voraufgeschickt worden, weil sie für das Verständnis der zu beschreibenden Prozesse nötig sind.
Wir folgen hier dem Wege, welchen Herr Dr. Sachsel, der Chemiker der Fabrik eingeschlagen hatte.
Wir betraten zuerst die Räume, in welchen die parfümierten Seifen, die Toilettenseifen, hergestellt werden. Hier waren Kessel von der Grösse eines Mauerkessels aufgestellt. In diese hinein wird das Kokosfett mit der Lauge gebracht und es entstellt während des Kochens die Seife. Die flüssige Seife wird in Formen gegossen und gleichzeitig Farbe und Parfüm hinzugesetzt. Da letzteres sehr flüchtig ist, so müssen einige Seifen im kalten Zustande parfümiert werden, ein Prozess, den wir sogleich beschreiben werden.
Ist die Seife in der Form erstarrt, so wird der Block zerschnitten. Dazu stellt man ihn auf einen Tisch und legt an zwei gegenüberliegenden Seiten Holzleisten übereinander, welche die Höhe der Seifenstücke haben. Nun zieht man einen Draht, Avelcher auf der obersten Leiste ruht, durch den Block hindurch. Indem man nach und nach die Leisten entfernt, erhält man gleich starke Platten. Die Platten werden in ähnlicher Weise in Riegel geteilt und diese in Stücke. Die Stücke erhalten endlich durch einen Arbeiter an den Kanten Abrundungen und werden schliesslich unter einer Presse mit der Firma versehen.
Bei der kalten Parfümierung werden die Riegel auf einer Maschine in Späne geschnitten. Letztere werden geti-ocknet, mit Riech- und Farbstoffen übergossen und durcheinandergerührt. Hierauf werden sie zwischen zwei Walzen gepresst, wobei die Färb- und Riechstoffe gleiclimässig verteilt werden. Nachdem der Seifenüberzug von den Walzen mit Hülfe von Messern entfernt worden ist, wird er in eine Schnecke gebracht, welche, wie eine Wurstmaschine, die fertige Seife in der Form eines Cylinders herauspresst. Der Cylinder wird alsdann in Stücke geteilt, die Stücke werden beschnitten, mit der Firma versehen und verpackt. Man nennt die Seife auch pilierte Seife.
Die Räume, in welchen die Haus seife hergestellt wird, übertreffen jene eben beschriebenen bei weitem an Umfang. Dies gilt auch von den Apparaten. Es sind hier f> Kessel aufgestellt, welche jeder 150 Ctr. Seife aufnehmen können. Die Kessel gehen nach unten spitz zu und reichen bis in den Keller hinab. Man verwendet hier minder gute Fette, die nun entweder mit Kali- oder Natronlauge verseift werden. Im ersteren Falle entstehen weiche Seifen, die Schmierseifen, wie die grüne Seife, und im letzteren die festen. Man trägt Lauge und Fett in den Kessel ein und kocht unter gelegentlichem Umrühren die Masse durch. In diesem
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