Heft 
(1898) 7
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4<)U 15. (10. ausserordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

Zustande zeigt sie eine durchsichtige gallertartige Beschaffenheit und wird Seifenleim genannt. Ein solcher muss auf einer kalten Metallplatte zu einer Gallerte erstarren. Nachdem die Verseifung erfolgt ist, schreitet man zum Aussalzen, das darin besteht, dass man Kochsalz zusetzt. Die Masse wird im Sieden erhalten, bis der Seifenleim zu einer weissen griesartigen Masse geronnen ist und sich unter derselben eine klare Flüssigkeit, die sog. Unterlauge, altscheidet, welche abgelassen wird. Zu diesem Zwecke sind im unteren Teile des Kessels Hähne angebracht. Durch Einkochen wird die Seife immer mehr konzentriert. Die flüssige Seife wird darauf in die Seifenform oder Lade gebracht. Es sind das hohe Kästen aus Eisenblech, die zum Auseinandernehmen eingerichtet sind und nach der Beschickung mit Matratzen umhüllt werden, damit die Seife sich langsam abkühlt. Ein Seifenblock wiegt 4050 Ctr. und braucht 10 12 Tage zum Abkühlen. Ein solcher Block wird durch Stahldraht in Platten von ca. 50 cm Dicke geschnitten, die immer noch 10 Ctr. wiegen. Diese werden wieder in drei Teile, sog. Fallstücke, zu­geschnitten, welche endlich durch einen Fahrstuhl nach dem im ersten Stockwerk befindlichen Schneidesaal gebracht werden, wo sie durch Maschinen in Riegel und kleine Stücke zerschnitten werden. Ueber dem Schneidesaal befindet sich ein besonderer Raum, in welchem die Seifen­stücke getrocknet werden.

Im Schneidesaal wird auch die Oberschalseife, diese Berliner Spezialität, erzeugt. Man giesst zu dem Zweck die Seifenlösung in flache Kästen, wodurch man beim Zerschneiden nur Riegel erhält, welche die rissige und runzlige Oberfläche haben. Die Oberschalseife unter­scheidet sich in ihrer Wirksamkeit durch nichts von der übrigen Seife.

Eine zweite merkwürdige Anpassung der Fabrik an den Geschmack des Publikums ist die Herstellung der Eschweger Seife. Es ist das jene Seife mit der blauen Marmorierung. Diese Färbung schreibt sich her aus der Zeit der Seifensiederei und rührte von dem Schmutz der Fette her, welcher in der Seife suspendiert blieb. Heutigen Tages, wo die Technik alle Verunreinigungen entfernt, wird die Farbe durch Farb­stoffe künstlich hineingebracht.

Endlich betraten wir vom Hofe her die Räume für die Kerzen­fabrikation. Parterre befinden sich die Autoklaven, in denen die Fette: Talg, Palmöl etc., unter Dampfdruck bei 200° in Fettsäuren und Glycerin gespalten werden. Beide Produkte werden hierauf noch wieder­holt destilliert, bis sie die gewünschte Reinheit erhalten haben. Das Endprodukt ist einmal das wasserhelle Glycerin und auf der anderen Seite das weisse und feste Stearin. Letzteres wird zu Broten geformt und unter hydraulischen Pressen, in Kamelhaartüchern eingeschlagen, von den flüssigen Fettsäuren befreit. Der Prozess des Abpressens der