Heft 
(1905) 14
Einzelbild herunterladen

Schiffstypen in der Mark.

Von Karl Poetters.

Der Berliner soll keine Wasserratte sein, Herr Seemann! Na, da kennen Sie den Berliner eben schlecht! Zwar kennt er als Heiinats- ge Wässer nur die Spree mit ihren Seen und die Havel mit ihrem Seenkranz, aber wenn Sie, Herr Seemann, Gelegenheit nehmen möchten, sich das Treiben der Berliner auf dem Wasser auzusehen, dann werden Sie über­zeugt sein, daß der Berliner eine echte Wasserratte und zwar nicht nur auf dem Wasser, sondern auch zu Lande ist! Gleichviel, wo immer die Spree die Straßenläufe Berlins kreuzt, oder noch vielmehr, wo sie mit ihnen parallel läuft, werden Sie finden, wie der Berliner auf den Brücken, welche den Fluß überspannen, sowohl wie auch an den Geländern der Spree stehen bleibt und mit zwar kritischen, aber liebevollen Blicken das Leben und Treiben aufseiner Spree beobachtet. Manche, wenn auch falsche und unberechtigte Kritik muß sich da das Schiftervolk gefallen lassen und mancher harmlose aber echt Berliner Witz wird da geleistet, insbesondere, wenn versucht wird, die plattdeutsche Sprache oder das Schifferplatt nachzuahmen. Also, Herr Seemann,Jump auf! Hurra, es lebe die Berliner Wasserratte!

Wie gesagt, der Berliner kennt und nennt die seine Gewässer belebenden Schiffsgefäße nur unter dem SammelnamenKähne und dieses mag ihm verziehen werden, berücksichtigt man die im allgemeinen in Berlin bestehende Interesselosigkeit für den Wert und die handels­politische Bedeutung der Schiffahrt für Berlin als Groß- und Handelsstadt. Zur Begründung dessen mag es mir ausnahmsweise gestattet sein, z. B. auf die schöne aber nur im architektonischen Sinne Oberbaum­brücke hinzuvveisen. Der Schiffer hat für diese Brücke durchaus keinen Kosenamen und nur, wer durchaus Recht behalten will, kann der richtigeren Ansicht des Schiffers über den Wert der Brücke in Bezug auf den Schiffsverkehr nicht beitreten. Ebenso verhält es sich mit der großen

10