Heft 
(1905) 14
Seite
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Schiffstypen in der Mark.

im toten Winkel liegenden Dammmühlenschleuse und den verschiedenen im schiefen Winkel zum Fluß stehenden Priicken. Hoffentlich ändert sich dieses alles einmal, wenn dieTransatlautiker erst bis in den Tegeler See, als Seehafen Berlins, kommen. Doch nicht hiervon wollte ich sprechen und bitte, wegen dieser kurzen Abschweifung vom Thema, allseitig um Entschuldigung.

Anders, wie beim Berliner, lauten die Bezeichnungen der einzelnen Schiffsgefäße in der Schiffersprache. Will der Schifter sich allgemein ausdrücken, so spricht er vomScliepp . Damit meint er ein großes Fahrzeug, welches zum Transport von Kaufmannswaren, Stückgütern und wertvolleren Transportgütern dient. Im Gegensatz hierzu spricht er vom Kohjie bei solchen Schiffsgefäßen, welche zum Transport von Steinen, Kohlen, Sand und ähnlichen Waren dienen.

Außerdem unterscheidet der Schifter die Schiffsgefäße in der Form und nach ihrer Bauart. Da kennt er: dieZille auchBöhme genannt, denBugger, denSpitzkahn, denDeckkalm.

Fur~die Größe derTmsere Flüsse befahrenden Schiffsgefüße sind maßgebend die Größenverhältnisse der die Flüsse sperrenden Schleusen oder des Schleuseninneren, auch von den Schiffern derSchleusenkessel genannt. Man spricht daher, nach der kleinsten und bezw. größten Schleuse benannt, von einem Finow- und einem Elbe- oder Odermaß.

Schifte, die häufig oder ausschließlich den Finowkanal bei Ilohen- saaten passieren, sind schmal und klein gebaut, weil das Becken dieser Schleuse die kleinsten Größenverhältnisse aufweist. Sämtliche übrigen Schleusen, insbesondere die in Berlin, Charlottenburg, Spandau, Branden­burg, Plaue, Rathenow usw. sind so gebaut, daß größere Schiffe, wie diejenigen mit Finowmaß und auch mit größerem Tiefgang wie diese, sie passieren können. Der Unterschied in den Größenverliältnissen ist etwa der, daß die Finow-Kähne 127 lang und 14 6 breit sind, während dagegen alle übrigen Frachtfahrzeuge auf den Flüssen unserer Mark, soweit sie hierher gehören, 150 lang und 18 breit sind.

Die Länge des Fahrzeuges wird hierbei gemessenvon Kaffe zu Kaffe, d. h. von der äußersten Spitze des Kahns bis zum Steuerrücken. Das Messen geschieht in folgender Weise:

Es wird einAnschlagspunkt gew'ählt, der am äußersten Ende der Kahnspitze belegen ist und die Mitte derselben bildet. Von hier aus wird eine Schnur (Bindfaden) bis zum äußersten Rücken des Steuers, dort wo sich dasselbe zum Wasser hinab biegt, gezogen. Nun wird diese festgespannte Schnur gemessen und die so festgestellte Länge wird als diejenige des Schiffes angenommen.

Die Breite des Fahrzeuges wird in der Weise ermittelt, daß mittel- schiffs, etwa dort, wo der Mastbaum seinen Platz hat, von Außenbord zu Außenbord eine Schnur gezogen und diese gemessen wird.