Heft 
(1905) 14
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Schiffstypen in der Mark.

dem Schiffer persönlich Gehörige, wie z. B. Wäsche, Kleidung und Betten, die sich an Bord befinden.

Der Beruf des Schiffers ist kein leichter. Befindet er sich auch stets in frischer Luft auf dem Wasser, so ist sein Leben doch ein ruhe­loses, von Wind und Wetter abhängiges. Rücksichtslos muß er sich allen Gebilden des Wetters preisgeben, gleichgiltig muß es ihm sein, ob ein Gewitterregen ihn bis auf die Haut durchnäßt und ihn die Sonne später wieder trocknet. Er kennt nur die Losung:Vorwärts! Vor­wärts, wenn das Schiff seine Ladung hat, damit es schnell entleert wird, und vorwärts, ist die Ladung gelöscht, damit neue Ladung aufgenommen werden kaim. Denn die Zeit des Geldverdienens ist nur der Sommer und Hindernisse, wie zu geringe Wassertiefe der Flüsse, die es nicht gestatten volle Ladung zu führen, sowie Mangel an genügend bequemen und reichlich vorhandenen Ausladeplätzen, Schleuseuaufenthalt etc. schränken den Verdienst gewaltig ein. Letzterer wird stets in 3 Teile geteilt, einen Teil erhält der Schiffer, einen die Mannschaft und einen das Schiff.

Wenn aber auch der Beruf so schwer ist und es Ruhe eigentlich nur im Winter gibt, wenn Eis die Fläche der Gewässer bedeckt, so stellt doch gerade das Schiffervolk neben der Landbevölkerung ich meine hier das platte Land, den Bauer, zum Unterschiede von dem Städter zum Militär das gesundeste Menschenmaterial.

Trotzdem während der Fahrt jede Gelegenheit wahrgenommen wird, um dem Ziele der Fahrt möglichst schnell nahe zu kommen und deshalb der Schlaf ein seltener Gast ist, so fehlt es an Frohsinn und Heiterkeit im Schilfervolk nie.

Ist der Wind gleichmäßig, oder ist er still geworden, und es gibt keine Veranlassung zur Weiterfahrt, so daß das Schiff liegen bleiben muß : wer hätte da wohl nicht schon seinen Spaziergang an den Ufern des Flusses oder des Sees gehemmt, wer ist da nicht schon stehen ge­blieben, um den Tönen zu lauschen, die der auf dem Bordrand sitzende Schiffer seinemScliiffspianino, der Harmonika kunstverständig ent­lockt? Und was spielt er? gewöhnlich sind es anheimelnde Volksweisen, die in der Abendstille von dem da draußen auf dem Wasser liegenden Schiff herübertönen, oder auch ein lustiger Tanz. Immer aber kommt es zum Ausdruck, daß der Schiffer mehr oder weniger ein Gemütsmensch ist. Letzteres ersieht man auch aus der Bemahlung der Innenseite der Klappe, welche zur Butze führt. Neben Anker, Kreuz und Herz, auch wenn sie noch so plump gemalt sind, findet man Aufschriften wie:

Anna3 Ituh!

In Sturin und Wetter,

Ist Gott mein Retter!

Villa Armanda!

Hotel zum lustigen Schiffer!