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Kleine Mitteilungen.
Kleine Mitteilungen.
Ueber die Rüstkammer zu Fürstenwalde a. d. Spree, welche im dortigen Rathaus eingerichtet ist und von der Brandenburgs am 3. September 1893 *) besichtigt wurde, berichtet, soweit es sich, neben weniger beachtenswerten Stücken, um zwei Rüstungen von etwa 1500 handelt, ein gewiegter Kenner, Landgerichtsrat Engel in Thorn in der „Zeitschrift für historische Waffenkunde“ folgendes:
Die eine Rüstung hat eine strahlenförmig gerippte Kugelbrust, auf welcher zwei Rosettchen angebracht sind. Die Armausschnitte haben bewegliche Einsätze. Der Rücken ist gleichfalls gerippt und hat zwei angenietete Seitenteile. Brust und Rücken reichen nicht bis zu den Weichen hinab; diese werden vielmehr durch besondere untergesetzte Stücke geschützt. An dem vorderen Weichenstück sitzen vier aufwärts geschobene, in der Mitte gerippte Bauchreifen mit festen, fünfmal geschobenen Beintaschen. Die Brust ist oben quer abgeschnitten, der Rand ist wulstförmig aufgetrieben Diese Auftreibung ergibt, daß der Kragen unter den Harnisch gehört. Der Kragen besteht aus einem zugespitzten Vorder- und einem rechteckigen Hinterteil, beide oben mit zwei Halsfolgen versehen. Seitwärts sitzen die sechsmal geschobenen Spangeröls für den Oberarm. Auf der linken Seite des Vorderblechs sehen wir ein Tförmiges Loch, wohl zur Befestigung des Kragens unter der Ilar- nischbrust. Der Helm ist ein Eisenhut mit scharf abgesetzter, stark abfallender Krempe, in welcher sich der Augenschlitz befindet. Krempe und Glocke haben vorn einen Grat, der sich nach oben hin zu einem über den Scheitel laufenden niedrigen Kamm erhebt. Rings um den oberen Teil der Krempe laufen gleiche Rosettchen. Der Helm ist am unteren Rande der Krempe 39,5 Zentimeter lang, 33 Zentimeter breit und insgesamt 25 cm hoch. Das Gewicht beträgt 3,21 kg. Unterhalb des Augenschlitzes ist eine Marke eingehauen: eine heraldische Lilie in einem über Eck gestellten Quadrate. Ein gleicher Helm mit derselben Marke befindet sich im königl. Zeughause zu Berlin, jedoch ohne zugehörige Rüstung. Der zweite Harnisch ist ebenfalls gerifelt. Er besitzt vollständiges Armzeug sowie Oberbeinzeug. Das Unterbeinzeug fehlt und ist durch moderne Stiefeln mit Sporen ersetzt. Die Brust hat einen zum Umklappen eingerichteten Rüsthaken. In den Handschuhen hut sich das Lederfutter erhalten. Das Weichenstück ist auf die Brust genietet. Der Kragen liegt auch bei dieser Rüstung fälschlich über der Brust. Bemerkenswert sind die auf den Kragen genieteten Seitenlappen aus Ringgeflecht, welche die Achselhöhlen schützen. — Der zweite Helm gehört offenbar nicht zu der Rüstung, w elche einen Maximilianshelm erfordert. Der Helm ist dickwandig und wiegt bei 35 cm Höhe 4,85 kg. Die Glocke mit der zurückliegenden abgerundeten Spitze lehnt sich noch an die spätere Beckenhaube an. Hinten hat die Glocke ein eingezogenes überaus schmales Nackenstück. Seitlich hängen an der Glocke in Scharnieren die Backenstücke
*) Vgl. Monatsblatt II. 120!