5. (3. ausserordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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Dynamo-Maschine betreibt. Die spätere definitive Beleuchtung wird von dem Bahnstrom entnommen werden.
Alle diese Wahrnehmungen hatte die Gesellschaft bei Durchwanderung des Tunnels in der Richtung nach Stralau gemacht und sich, wo es erforderlich schien, durch Herrn Ingenieur Rudloff erläutern lassen. Drüben angelangt wurde allseitig anerkannt, dass man nicht die geringste Belästigung empfunden habe, sei es durch herabtropfendes Wasser — die Wände erwiesen sich im Gegenteil völlig trocken —, sei es durch eingeschlossene Luft — man atlnnete so frei wie draussen und hatte nicht entfernt den gefürchteten Eindruck dumpfer Kellerluft. An der Stralauer Seite, wenige Schritte vor dem Tunnelausgange und hart an der Spree liegt das sehr übersichtlich angeordnete Wagenhaus der Gesellschaft, worin 'bereits ein Dutzend der eleganten Wagen ihren Platz gefunden haben, welche den Verkehr durch den Tunnel zu vermitteln bestimmt sind. Hier gab Herr Ingenier Rudloff an der Hand von Bau- und Konstruktions-Zeichnungen die versprochenen Erläuterungen über die Herstellungsweise des Tunnels. Wer nach dem täuschenden Augenschein sich innerhalb eines massiven, aus starken Steinwänden hergestellten Cylinders zu befinden glaubt, erliegt einer argen Täuschung. Die Tunnelwände sind in Wahrheit nicht stärker als 15—20 cm, und nicht ein einziger Stein hat zu dem eigentlichen Tunnel Verwendung gefunden. Diese Wände bestehen aus vielen (mehr als 1000) an einander gereihten, mit einander durch Bolzen verbundenen Ringen von starkem Eisenblech in der Dicke von einem Centimeter und der Breite von fünfzig Centimetem. Jeder einzelne Ring vom Durchmesser des Tunnels = 4m ist wieder zusammengesetzt aus 9 einzelnen mit einander verschraubten Segmenten und von aussen mit einer Mörtelschicht von etwa 5 cm bedeckt, während der innere Verputz, welcher den Eindruck sorgfältig abgepntzter Kalkwände hervorruft, etwa 10 cm stark ist. Die Herstellung des Tunnels aus diesem Baumaterial erfolgte nun in der Weise, dass man von einer ausbetonierten Baugrube am Treptower Ufer aus zunächst in der geeigneten Tiefe und Richtung ein ca. 60 m langes Stück Tunnel fertigstellte und vor dasselbe den Vortrieb-Apparat einbaute. Dieser, von etwas grösserem Durchmesser als der Tunnel, besteht aus zwei Teilen, einer vorderen, vorn schräg abgeschlossenen Arbeitskammer und einem hinteren Mantelstück, das etwa 65 cm über den fertigen Tunnel Übergriff und in Folge seines grösseren Durchmessers einen Zwischenraum von ca. 5 cm um den Tunnel herum frei liess, der mit Cement- mörtel ausgestopft nachher die äussere Schicht des Tunnels bildete. Beide Teile des Vortrieb-Apparates waren durch eine eiserne Abschlusswand getrennt, durch welche man mittels einer in der Mitte angebrachten Luftschleuse von der hinteren in die vordere Betriebskammer gelangen konnte und umgekehrt. Der so gebildete Raum, der am Ende des