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Kleine Mitteilungen.
mit komplettem Zubehör sowie einen Hirschfänger der Nauener Bürgerwehr), Ackerbürger Raue (eine Topflaterne und eine Geldkatze), A. v. Knoblauch Pessin (eine aus Messing getriebene Leuchterlampe mit Ölspeisung), Valentin-Paulinenaue (einen Brustbohrer für Tischler etc., wie er ausgangs des 18. Jahrhunderts allgemein im Gebrauch war).
Was Menschenliebe zu schaffen vermag, zeigt uns die Sammlung, die der Leiter der Berliner Blindenschule, Herr Direktor Kuli, dem Museum überwiesen hat. Man kann hiernach ermessen, dass man dauernd bestrebt ist, den des Augenlichts beraubten unglücklichen Erdenkindern einiger- massen das zu ersetzen, was dem Gesunden gleichsam als Privilegium erscheint. Die Sammlung enthält u. a. Schreibtafeln für Braille-Schrift (nach dem französischen Blindenlehrer gleichen Namens), die in lateinischen Buchstaben durch erhabene Punkte auf dem Papier zum Ausdruck gebracht wird und von den Schülern durch das Darübergleiten mittels der Fingerspitzen entziffert wird, wie ja denn auch die Hauptaufgabe der Lehrer der obigen Anstalt darin besteht, das Gefühl ihrer Zöglinge ganz hervorragend auszubilden. Fibeln, Lesebücher und Zeitschriften reihen sich den Buchstabentafeln an. Wie der Anschauungsunterricht erteilt wird, sehen wir in Tonmodellen, wie Früchten, Tieren etc., verkörpert. Der geographische naturwissenschaftliche und physikalische Unterricht wird durch das oben beschriebene Punktsystem erteilt. Ein vorliegender Stadtplan von Berlin in dieser Ausführung erscheint allerdings den Laien kaum verständlich. Auch wie sich blinde Kinder in den Mussestunden unterhaltend beschäftigen können, zeigen das wohl jedem bekannte Damenbrett, ein Lottospiel sowie das beliebte Glocke und Hammer. Den Erwachsenen ist Gelegenheit geboten, mit einem eigens konstruierten Kartenspiel einen solennen Bierlachs zu machen.
In einer längeren, in dem Werk „Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte“ zum Abdruck gebrachten, „Das Archiv der Stadt Nauen“ überschriebenen Abhandlung des Herrn A. Warschauer, Archivrat der Stadt Posen, wird der Bürgerschaft Nauens, die an der Geschichte ihrer Vaterstadt regen Anteil nimmt, eine Lobeshymne gesungen.
Zum Schluss des Artikels wird als Kuriosum ein wohl schon längst in Vergessenheit geratenes Spottgedicht auf Nauen erwähnt, das aus Privatbesitz in das städtische Archiv gekommen ist. Der Verfasser lebte zur Zeit Friedrichs des Grossen und ist wohl als Beamter, Lehrer oder sonst ohne sein Zutun nach Nauen gekommen. Die Schilderung, die er von der Stadt und ihren Bewohnern entwirft, ist übelwollend, stellenweise sehr derb und sogar unflätig. Wer heute in das nette, freundliche Städtchen kommt, dem die unmittelbare Nähe von Berlin den Schimmer einer höheren Lebensauffassung gegeben hat, ohne ihm den ruhigen und friedlichen Eindruck der Kleinstadt zu nehmen, wird gewiss den Worten, mit denen der Verfasser sein Pamphlet schliesst, nicht beistimmen können:
Genug, ich halte ein; denn der verdammte Ort Verdienet in der Tat nun wirklich mehr kein Wort.
Soü ich von Rind und Schaf und alten Hütten schreiben,
Die längst dem EinfaU dröhn? Nein, hierbei soll es bleiben.