Heft 
(1904) 13
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K.eine Mitteilungen.

erkämpfte Braut überlässt, oder bis er blutend aus verschiedenen Wunden auf dem Kampfplatz liegen bleibt.

Während dessen steht die Umworbene in der Nähe und beobachtet die Kämpfenden, sowie den Ausgang des Kampfes, um sich dann in einigen eleganten Sprüngen dem Sieger zu nahen und ihm zu sagen, dass er der Erkorene sei. Oft aber hat solch Ritter noch mehrere derartige Kämpfe zu bestehen, denn gewöhnlich sieht man nach der Brunst- resp. der Werbungszeit den Hirsch in Gesellschaft mehrerer Damen seines Geschlechts auf der Wanderung. Aber auch die Hirsch­dame kann die ungetrübte Freude, ihren Ritter allein zu besitzen nicht geniessen, denn schon während des Kampfes hat sich eine Neben­buhlerin von ihr eingestellt, die sich dem Sieger, ihm gleichfalls huldigend anschliesst.

Oft auch hat der Hirsch seine Erkorenen gegen ihm überlegene Neider zu verteidigen und wieder beginnt dann der Kampf in der geschilderten Weise.

Wandert man am hellen Tage durch den Grunewald, dann kann man im Moor und Weg an den aufgewühlten, aufgekratzten und zer- stampten Stellen die Kampfplätze feststellen.

Entfernt man sich von den Kampfplätzen, so hört sich das Schreien der Hirsche in der Stille des Waldes geradezu unheimlich an, ähnlich dem Sausen und Mahlen eines schwer arbeitenden Dampfwerkes.

Für den zukünftigen Lokalhistoriker dürfte es von Wert sein, dereinst zu berichten, dass in diesem Jahre die Hirsche zum letzten Male in einer dem Berliner bequem erreichbaren Nähe im Grunewald geschrieen haben, und dass er hierüber dereinst einen Bericht findet, dazu möchten diese Zeilen dienen.

Oktober 1903. Karl Pötters.

Kleine Mitteilungen.

Das Teerschwelen in den Waldungen am Liepnitzsee.

Von Otto Monke.

An verschiedenen Stellen der Bernauer Stadtheide und in der Gräflich Redernschen Forst finden sich noch heut im Waldboden Kohlenreste, sowie geschwärzte und mit einem teerartigen Stoff übergossene Feld- und Back­steintrümmer, die an den Betrieb der ehemaligen Teerschwelereien erinnern. Der Volksmund bringt den Namen des nördlich vom Liepnitzsee gelegenen, Dorfes Klosterfelde mit dem der Mennigsbrücke (Mönchsbrücke) in Ver­bindung, und die Sage berichtet, dass die alten Mönche diese Brücke er­baut und benutzt hatten, um zu ihren Kohlenmeilern jenseits des Fliesses