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Kleine Mitteilungen.
Ofen fasste im Innern ungefähr 28—30 Klafter Holz. Den Betrieb schildert nun Herr Bartusch in folgender Weise:
„Wir gewannen den Holzkohlenteer aus Kie nstub ben, die etwa 15 bis 20 Jahre nach dem Roden gelegen hatten, sodass das Splintholz gänzlich vermorseht war. Das durch seinen Harzgehalt vor der Fäulnis mehr geschützte Kernholz, der „ Kien “, wurde nach sorgfältiger Säuberung von faulem Holz in Stücke von etwa 50 cm Länge und 8 cm Dicke zerschlagen. Je sauberer der Kien war, desto besseren Teer lieferte er. Die Füllung des Ofens geschüTT in der Weise, dass die Scheite senkrecht an einander gestellt und mit einem Holzhammer so fest verkeilt wurden, dass alle Lücken ausgefüllt wurden. Mehrere solcher Schichten standen im Ofen über einander. War der Ofen gefüllt, so wurde die Öffnung vermauert. Jetzt begann das Heizen. Nach etwa 36 Stunden entwichen die wässerigen Bestandteile des Holzes durch den vom Grunde des Ofens ausgehenden Abschlusskanal. Sie wurden nicht benutzt. Dann flössen harzige Massen, aus denen später Pech gekocht wurde, und ferner das K;enöl ab. Endlich trat „klar wie frischer Honig“ der gute Holzkohlenteer heraus und sammelte sich in einem Trog, aus welchem er in Fässer gefüllt wurde. Jeder Brand lieferte gegen 25—30 Tonnen. War der Prozess nach 12 Tagen fast beendet, so wurde der Teer schmutzig; diese Sorte fand bei der Pechbereitung Verwendung. Den Teer kauften die herumziehenden Händler, falls er nicht direkt an die Hauptkonsumenten, die Fuhrleute abgegeben wurde, welche damit die Holzachsen ihrer Wagen schmierten. Die im Ofen zurückgebliebene Holzkohle kauften dagegen die Schmiede sehr gern, um sie zum Härten ihres „Schneidezeuges“ zu benutzen.“ Das Teerschwelen hörte schliesslich auf, weil man nicht mehr genug Kien herbeischaffen konnte, wie Herr Bartusch meint. Wahrscheinlich aber trugen noch einige andere Umstände wesentlich dazu bei, vor allem die Entwicklung der Leuchtgasindustrie und die des Eisenbahnwesens. Der fröhliche Peitschenknall der Fuhrleute verstummte allmählich auf den alten märkischen Heerstrassen und mit ihm die Nachfrage nach dem Holzkohlenteer und die letzten Ilolzachsen wurden endlich durch eiserne ersetzt. Zwar sind die Feuer in den märkischen Wäldern erloschen, zwar wächst längst in manchem einst blühenden Städtchen an alter Fuhrmannsstrasse das Gras aus dem Pflaster, aber nach wie vor erschallt in der märkischen Heide der Schlag der erbarmungslosen Axt, und — „klar wie frischer Honig“ — fiiesst das schnöde gelbe Gold in die Taschen der Waldschänder. B. 28. 10. 02.
Fremdsprachliche Elemente in Gross-Berlin gibt es nach der neuesten Bevölkerungsaufnahme des Statistischen Amtes nahezu 56,700; von diesen beherrschen neben ihrer Muttersprache 17,140 auch das Deutsche, während 39,355 nur mit fremder Zunge reden. Am zahlreichsten sind natürlich die polnisch-sprechenden Mitbürger vertreten (34,623), von denen aber eine grosse Zahl (13,328) auch deutsch sprechen kann. Englisch sprechen 3677, russisch 2074, ungarisch 2016, dänisch 1960, französisch 1929, italienisch 1652, schwedisch 1041, holländisch 993. Viele dieser fremd-