Issue 
(1904) 13
Page
421
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

Kleine Mitteilungen.

421

Einen seltenen Fang machten jüngst Libauer Fischer. Sie bemerkten daselbst in der Niihe des Damenbades einen riesigen Fisch, der sich unweit des Strandes herumtummelte, und den zu fangen ihnen schließlich gelang. Den großen Unbekannten erkllirten Sachverständige für einen mächtigen Schwertfisch. Der Rücken ist dunkelstahlblau, die Bauchseite weiß. Anstatt der Schuppen ist der Körper von einer glatten Haut bedeckt. Der Unter­kiefer ist etwas verlängert, während der Oberkiefer in ein gewaltiges Schwert ausläuft. Im Maul befinden sich keine Zähne. Die Länge des Fisches von der Schwertspitze bis zum Ende der Schwanzflosse ist 255 cm. Das Schwert mißt 88 cm. Aus seiner schönen Heimat, dem sonnigen Mittelmeer oder dem Atlantischen Ozean stammend, hat der Bedauernswerte hier im kalten Norden ein jähes Ziel seiner Ferienreise gefunden. Das Fleisch des Fisches soll äußerst wohlschmeckend sein. B. T. Bl. 7. X. 1887.

Die Seehunde mehren sich an der Mündung der Elbe in ganz außer­ordentlicher Weise. Die gefräßigen Fischräuber richten großen Schaden an. Der Finkenw'ärder Fischer Wortmann, welcher hauptsächlich dem Robben­fang obliegt, brachte gestern nicht weniger als 18 dieser Tiere hierher, von denen einzelne ein Gewicht bis zu 200 Kilogramm haben. Die Fangprämie, welche von der Regierung ausgesetzt ist, beträgt 5 Mark für jeden Seehund, außerdem ist dem Betreffenden das Recht eingeräumt, seinen Fang zu ver­äußern. Die meisten Seehunde werden von der Hagenbeckschen Handels­menagerie käuflich erworben. B. T. Bl. 29. 3. 1893.

Ein Massen-Fischkochen wurde am Donnerstag Abend den Mitgliedern der Berliner Hausfrauenvereins im großen Saal des Vereinshauses in der Wilhelmstraße vorgeführt. Es handelte sich um ein Verfahren, das das gleichzeitige rationelle Abkochen großer Mengen von Fischen gestattet und somit die Möglichkeit gibt, die nahrhaften und unter Umständen billig zu beschaffenden Seefische zur Illassenernährung in Kasernen, Krankenhäusern u. dgl. zu verwenden. Das Verfahren verhütet vor allem das Zerfallen der Fische, also den Übelstand, der bisher das gleichzeitige Kochen größerer Fischmengen unmöglich gemacht hatte, und macht zugleich die Fische nahr­hafter und schmackhafter. Es beruht auf der Anwendung eines von Fräulein Emma Jürgens konstruierten Fischkessels, worin die Fische eigentlich nicht gekocht, sondern gar gedämpft werden. Im unteren Teile des Kessels wird Dampf erzeugt, der in Röhren nach oben geleitet wird. Der Kessel hat ver­stellbare, mit Gitter umgebene Einsätze, auf welche die Fische gelegt werden. Je nach Größe der Kessel können so 25 bis 500 Pfd. Fische auf einmal ge­dämpft werden. Nach etwa 45 Minuten ist die gesamte in einem Kessel aufgespeicherte Menge gar, ohne daß die Fische zerfallen sind. Will man die Fische mit einer Sauce geben, so tut man statt reinen Wassers die Zu­taten der Sauce in den unteren Kesselteil. Der Kessel, der u. a. im Pestalozzi- Frübelhaus schon in Benutzung genommen ist, gestattet auch die Zubereitung anderer Speisen, vor allem die aller Arten von Klößen.

Voss Ztg. 25. 10. 1901.