Issue 
(1894) 3
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178 Bericht über die 8. (2. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.

verliessen. Ein Teil von ihnen zog mit dem Longobardenkönig Alboin nach Italien, während der Rest von dem ostfränkischen Herrscher in ein Gebiet jenseit der Elbe verpflanzt wurde. Gewiss sassen, als dies geschah, schon seit langem Slaven zwischen Elbe und Oder, vielleicht auch waren sie sogar in der Überzahl vorhanden, doch verfiel das alte Semnonenland erst jetzt dem fremden Volke. So hatte Deutschland seine althistorische Grenze im Osten eingebüsst; es reichte nur noch bis zur Elbe, und sein Stammland schien für immer verloren. Wir wissen, dass es in harten und langen Kämpfen zurückgewonnen und wieder deutsch wurde. Welch wunderbares Walten der Geschichte aber, so schloss der Redner seine Ausführungen, dass von demselben ehrwürdigen Gebiete aus, welches die Ursprungsstätte unseres Volkes war, dann für Jahr­hunderte einer fremden Nation überlassen und allmählich wiedergewonnen werden musste, dass von hier aus die Erneuerung unseres Vaterlandes sich vollzog, dass hier, wo vor Jahrtausenden die Wiege des deutschen Volkes stand, auch das neue Deutsche Reich geboren wurde.

Beide Vorträge wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

Nach dem Schluss der Sitzung vereinigte sich eine grosse Zahl der Teilnehmer zu einem Beisammensein im Restaurant Grosser Kurfürst.

Zum 200jährigen Todestage Samuel von Pufendorfs.

Von Ferdinand Meyer.

Ein frisches, thatenkräftiges Leben hatte unter der Regierung des Grossen Kurfürsten, des zweiten Begründers der brandenburgisch- preussischen Monarchie, begonnen. Nicht nur, dass dieser Fürst, unter stetigen Kriegen, aus den wüsten und verödeten Landen wie mit Zauber­kraft einen blühenden Staat schuf, und insbesondere seine unermüdete Sorgfalt auf die Erweiterung und Verschönerung Berlins und Köllns ver­wandte; auch die Pflege und Ausbreitung der Künste und Wissenschaften liess er sich zur angelegentlichsten Sorge werden.

Es entstanden Buchdruckereien; der Buchdrucker Ruprecht Völker erhielt 1659 das Privileg zur Errichtung einer Buchhandlung; ihm folgten bald andere nach, und selbst ein Leipziger erhielt die Erlaubnis zum hiesigen Verkauf von Büchern. So begann der Buchhandel in Berlin emporzublühen.

Schon früher, seit 1655, gab der Buchdrucker Christoph Runge mit kurfürstlichem Privileg die erste regelmässig erschienene Berlinische Zeitung, dieWöchentlichen Avisen, heraus.

Auch zur Hebung der Gelehrsamkeit wusste Friedrich Wilhelm durch Errichtung einer guten Büchersammlung fast aus dem Nichts bedeutendes zu schaffen. Die von seinen Vorfahren ererbte, in einem Schlossgemach aufbewahrte Bibliothek, die nach der Äusserung des neuen