Issue 
(1894) 3
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Bericht über die 8. ('2. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres

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kurfürstlichen Bibliothekars Christoph Hendreich kaum so viel Bücher enthielt, wie einem gelehrten Privatmanne genügen konnten, wurde namentlich durch solche Werke vermehrt, die für gelehrte Forschungen von Bedeutung waren. So gebührt dein Grossen Kurfürsten auch das Verdienst, der Schöpfer unserer jetzt so grossartigen Königlichen Bibliothek gewesen zu sein. Die den Gelehrten zur freien Benutzung gestattete Bücherei liess er in den Sälen über der Schloss-Apotheke aufstellen, wo einst Thurneisser sein Laboratorium hatte. Im Todesjahre Friedrich Wilhelms umfasste die Bibliothek bereits 20 600 Bände und 1618 wert­volle Handschriften, letztere zum Teil aus Klöstern und Kirchen ge­sammelt, die orientalischen zu hohen Preisen angekauft; und aus China brachte ein von dort zurückkehrender Franzose (Couplet) eine Anzahl von Manuskripten nach Berlin.

Ein reges wissenschaftliches Streben begann zu erwachen. Gelehrte wanderten ein in die brandenburgische Hauptstadt und erfreuten sich der Unterstützung des Kurfürsten, dessen besonderes Augenmerk auf eine offi­zielle brandenburgische Geschichtsschreibung gerichtet war.

Zu diesem Zweck fand durch ihn die Ernennung eines eigentlichen Historiographen zuerst statt; und zwar in der Person des 1650 berufenen Staats-Historiographen und Bibliothekar Joachim Hübner aus Cleve, welcher gleichzeitig zum Hofrat ernannt wurde.In Bestallung ge­nommen, des Kurhauses historia zu schreiben, erhielt er ein Jahrgehalt von 400 Thalern nebst freiem Tisch auch für einen Diener.

Leider entsprach die Thätigkeit dieses Mannes nicht den Er­wartungen seines fürstlichen Herrn, welcher ihn, der sich bereits 1659 an den pfalzgräflichen Hof nach Heidelberg begeben hatte, durch Reskript vom 1. November 1661 seines Amtes enthob.

Von Hübners Skripturen zu einem Geschichtswerke über das Haus Brandenburg ist nichts aufbewahrt geblieben.

Als Nachfolger desselben tritt schon 1659 Joachim Pastorius (Hirtenberg) auf. Ihm hatte sein WerkFlorus polonicus, in dem die Kriegsthaten des Grossen Kurfürsten in ihren Beziehungen zu Polen glorifiziert werden, einen europäischen Ruf und die Ernennung zum brandenburgisclien Historiographen verschalft; doch ist uns von seiner Thätigkeit als solcher ebenfalls nichts überkommen.

Nunmehr berief Friedrich Wilhelm den hochgelahrten nieder­ländischen Professor der Geschichte und Beredsamkeit, der Geographie und griechischen Sprache, Martinas Schookius, von dem Gröninger Lehrstuhle nach Berlin. Diese Berufung war ohne Vorwissen Schookes durch dessen ehemaligen Schüler, den Berliner Domprediger Kunsch von Breitenwalde bewirkt worden. Nachdem jener sich im hiesigen Archiv für seine Arbeiten vorbereitet, schritt er zur Abfassung einer Historia Marchica, die bis zum Jahre 1640 reichen und 18 Bücher