Heft 
(1896) 4
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Muttertieren die Gewässer wieder mit Krebsen zu bevölkern. Recht glücklich waren die Versuche in den Hermsdorf-Wutzig-Lauchstädtcr Seen gelungen; denn diese zeigten bereits wieder eine solche Menge von Krebsen, dass der Tächter der Seen sich rühmen konnte, mehr als die Hälfte der Pacht, die jährlich 8500 Mark beträgt, aus dem Verkauf der Krebse zu gewinnen, von denen die grössten mit zehn bis zwölf Mark das Schock in Berlin ver­kauft wurden. Leider aber ist, wie seiner Zeit gemeldet, im Sommer 1891 im märkischen Odergebiet der verheerende Krebspilz abermals aufgetreten und im Herbst ist die epidemische Krebspest auch in diesen Seen aufs Neue ausgebrochen und hat bereits den gesamten Bestand daselbst wieder ver­nichtet. Die Seuche wird sich vermutlich wieder durch das gesamte Oder­gebiet fortptlanzen, denn wenn die Wissenschaft auch den Feind kennt, so steht sie ihm bisher doch leider noch vollkommen machtlos gegenüber. Alle Bemühungen des deutschen Fischerei-Vereins, sowie der betheiligten kleineren deutschen Fischerei-Vereine wegen Abhülfe, waren bislang von keinem nach­haltigen Erfolge gekrönt. In der Nachbarschaft Berlins werden nach Mitteilung unsers Mitgliedes Professors I)r. Job. Frenzei, Direktors der Biologischen- und Fischerei-Anstalt zu Friedrichshagen, im Müggelsee, wieder junge Krebse be­merkt; hoffentlich wiiehst eine kräftigere Generation allmählich wieder heran. Ein grosser Teil des Verbrauchs in Berlin und anderen grossen Städten wird mit Krebsen aus Finland, Russland, Polen und Galizien gedeckt, die z. T. anderen Varietäten, z. T. einer anderen, weniger wohlschmeckenden Krebs­art angehören. In Lübeck, welches einen grossen Export- und Import-Handel nach Finland unterhält, werden enorme Massen liniselier Krebse eingeführt und diese zum grossen Teil nach Berlin, Hamburg und Paris vertrieben.

Über den Krebsfang in der Uckermark. Der gemeine Flusskrebs, Astacus fluviatilis, bewohnte in ungeheuren Mengen die Gewässer des süd­lichen Teiles der Uckermark, Kreis Angermiinde. Trotz des Fanges Un­berechtigter, entnahm der Fischereipächter des grossen Paarstein-Sees und der dazu gehörigen fünf kleineren Seen die jährliche Pachtsumme in Höhe von 800 bis 900 Thlr. allein aus dem Erlös des Krebsfanges. Die Oderkrebse, durch ihre Grösse ausgezeichnet, wurden in solchen Mengen gefangen, dass sie einen bedeutenden Handelsartikel bildeten, namentlich auch nach Berlin hin. Jedoch anfangs der achtziger Jahre trat eine seuchenartige Krankheit derartig unter den Krebsen auf, dass in wenigen Jahren sämtliche Krebse aus allen Gewässern verschwunden waren. An den Ufern des Paarstein-Sces lagen von den Wellen angeschwemmt ganze Haufen toter Krebse, den zahl­reich herbei gelockten Krähen eine willkommene Beute. Wenngleich die dazu Berechtigten durch Einsetzen junger Krebse für Nachwuchs gesorgt haben, so dürfte doch noch manches Jahr vergehen ehe ein ergiebiger Fang zu erwarten ist.

Nun zu den hier früher üblichen Fangarten des Krebses. Vorweg be­merke ich jedoch, dass auch Unberechtigte oft in grosser Zahl den Krebsfang ausübten und zwar in einer Art und Weise, die von den Berechtigten selten oder garnicht angewandt wurde, trotzdem er überaus reichlich lohnend war.