Heft 
(1896) 4
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Kleine Mittheilungen

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Dieser Fang geschah in milden, windstillen Sommernächten und be­diente man sich dazu eines Leuchtfeuers. Die Krebspfanne, ein aus Draht getlochtener Napf, woran ein langer Stiel befestigt werden konnte, war zur Aufnahme des harzigen Kiefernholzes bestimmt. Sobald dies in Brand gesetzt war, begab man sich ins Wasser und ging langsam am Ufer entlang. Die Ifanne wurde nach vorne in geringer Höhe über der Wasserfläche gehalten und erhellte dieselbe in ziemlichem Umkreise bis auf den Grund. Durch diesen Schein angelockt kamen nun die Krebse aus ihren Schlupfwinkeln in grossen Mengen hervor und wurden mit den Händen gegriffen, Die Ausbeute eines solchen nächtlichen Fanges, woran sich zwei auch drei Personen be­teiligten, belief sieh, wie mir kürzlich ein dabei oft beteiligt gewesener alter Mann sagte, auf 20 bis 30 Schock. Die grössten davon wurden das Schock mit 50 Pf., die mittleren mit 20 bis 25 Pf. und die kleinen mit 10 Pf. bezahlt.

Die zum Fange Berechtigten bedienten sich dabei der Krebsreusen oder auch Krebskörbe genannt. Diese waren etwa 1 m lang, rundlich, und hatten an den Enden 20 und in der Mitte 25 em Durchmesser. Sie waren aus glatten Kie fern stäben, welche durch ebensolche Wurzeln verflochten waren, herge­stellt, und an beiden Enden so eingerichtet, dass die Krebse wohl hinein aber nicht wieder hinaus kriechen konnten. In der Mitte war eine Thür an­gebracht, die durch Wurzelringe fest verschlossen werden konnte. Inwendig befand sich ein Stäbchen, woran als Lockspeise oder Köder ein toter Fiscli oder Frosch, oft auch nur die Keulen desselben Imfestigt wurden. Zum sichern Wiederfindcn dieser Reusen dienten daran befestigte Kiefernwurzeln, die am oberen Ende mit einem handgrossen Stück Kiefernborke versehen waren. Gelegt wurden diese Reusen in nicht allzugrosse Tiefen, aber doch in einiger Entfernung vom Ufer und waren nur mittels eines Fahrzeuges er­reichbar. Der Ertrag dieses Fanges hing selbstverständlich von der Menge der ausgelegten Reusen ab.

Ausser den Kadavern von Fischen und Fröschen als Köder zum Krebs­fang, sah ich, wie ein Fischer, der nur einen Teil des Paarsteiner-Sees be­fischte, hierzu die reifenIlollunderbeeren verwandte und einen weit ergiebigeren Fang machte als mit den Fleischködern. Bei dieser Gelegenheit erzählte mir der Mann, dass er auch grüne Beeren von einem Kraute, welches er aber nicht kenne, dazu benutze und ebensoviele Krebse damit fange. Da er mir dies Kraut nicht nennen, auch nicht vorzeigen konnte, so schickte er es mir nachher zu Es war Spergula arvensis. Schliesslich drückte der Mann noch sein lebhaftes Bedauern darüber aus, dass er diese beiden Beerenarten nicht in der besten Fangzeit haben könne, da sie ,ja erst so spät heranreifen. Als diese Zeit bezeichnete er die Monate: Mai, Juni, Juli und August und meinte, dass die Krebse in dieser Zeit auch am besten schmeckten. Mir war dieses Erlebnis und die Thatsache, dass der Krebs auch Pflanzenkost geniesst, von grossem Interesse, weil ich bis dahin geglaubt hatte, er sättige sich nur von Fleischkost. Auch habe ich seiner Zeit dem botanischen Verein der Mark Brandenburg über diese Fangart Mitteilung gemacht.

Noch will ich hinzufügen, dass hiesige Fischer mir erzählten, die Oder­krebse gingen in der Zeit, wo das Wasser blühe, des Nachts aufs Land, und

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