Kleine Mitteilungen.
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Urgeschichte birgt <lcr moorige Wiesengrund, durch welchen dieser Damm dereinst wohl als kürzeste Verbindung zwischen Charlottcnburg und dem Ultesten Teile von Spandau, der Citadelle angesehiittet wurde; denn es ist ein altes breites Flussbett, das wir durchqueren, das Bett jenes Urstromes, in welchem einst die Wasser der Oder nebst der heutigen, damals als Nebenfluss zu diesem Urstrome gehörenden Spree dahinranschten, und in welchem, nachdem die Oder ihren Weg nordwärts genommen, die unscheinbare Spree sich ausnimmt „wie die Maus im Käfig des entflohenen Löwen“ (Berendt). Deutlich liegt der südliche Band dieses alten Flussthales, das linke Ufer, an welchem die Wasser unleugbare Spuren zurückgelassen, vor uns, während dus rechte, infolge der Einmündung eines Nebenflusses ohnehin weniger scharf ausgeprägte Ufer unsern Blicken entzogen ist. Es erscheint ganz naturgemäss, dass gegenüber diesem von N. kommenden Zufluss, als deren winzigen Rest wir die verschrieene Panke, vielleicht auch das Hermsdorfer Fliess ansehen können, jener Urstrom seine tiefste Rinne am südlichen Punkte des ljuerprotiles, also dort, wo heute die Spree fliesst,. bilden musste.
Bald haben wir den Wald erreicht, zwischen dessen mächtigen, mit Eichen untermischten Kiefern der Weg als der Typus eines märkischen Waldweges mit „mahlendem Sande“ verschwindet. Hier zweigt sich links, nur dem Kundigen bemerkbar, ein Fnsspfad ab, der, die Grenze zwischen dem königlichen Forst und dem Wiesenland bildend, weiterhin über die auf der Karte verzeichneten weissen Sandberge verläuft. Zwischen dem zur Rechten ansteigenden Waldesdunkel und dem in saftigstem Grün leuchtenden Wiesengrund, in welchem hier und da Ueberbleibsel jenes Urstromes aufblitzen, von rauschendem Schilf beschattet, enthüllt uns der Pfad ein köstliches Stück von Natureinsamkeit, das um so reger zum Herzen spricht, als die Nähe der eben verlassenen und kaum unserm Gesichtskreis entzogenen Hauptstadt ihm die Wirkung des gänzlich Unerwarteten, den Reiz des packenden Gegensatzes verleiht. Über den weiten, schweigenden Wiesenplan schweift der Blick hinüber zu den Höhen von Westend, wo der dunkle Saum des Grunewaldes sichtbar wird, während am Fusse, wo windgeblähte, in der Sonne leuchtende Segel den Lauf der Spree andeuten, der Fürsten!)runn quillt, dessen perlendes Wasser schon die Tafel des Grossen Kurfürsten bereicherte.
Aber schon griff, wie wir beim Weiterwandern erfahren müssen, die erwerbsbeflissene Menschenhand störend in diese Idylle. Denn dort, wo ehedem zwischen dem dunklen Waldessaum und dom saftiggrünen Wiesengrund die blendend leuchtende DUnenreihe der weissen Sandberge sich als eine kühn gesteigerte, wirkungsvolle Fortsetzung des ebengeschilderten Bildes anschloss, da stürzt jetzt schroff und unvermittelt der Wald in nackter Böschung, aus der noch einzelne Wurzelenden, stumm wehklagende Zeugen des Geschehenen, hervorragen, gegen die Ebene ab, während das Vorland, d. h. die eigentliche Grundfläche der ehemaligen Dünenreihe zu einer Obstpflanzung umgewandelt ist, deren junge Zöglinge in dem sterilen Sande zur Zeit ein Mitleid erregendes Dasein fristen.
Diese im vorigen Jahre begonnene und jetzt ihrer Vollendung nahe gerückte Arbeit, durch welche ein für die Geologie unserer Mark so inter-