Kleine Mitteilungen.
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disclie Robinson, Kopenhagen 1711 Teil 2, 8. (i-1) um 1710 ein Mann zu seiner Frau, als sie unvermutet in die Notwendigkeit versetzt werden, vornehmen Besuch plötzlich bewirten zu müssen: „Thee ist doch nur ein
täglich Geträncke, aber ich will Dir Coffee schaffen, das wird weit vornehmer stehen.“ — „Worauf ersieh unverzüglich aufmachte, und nach einem eine halbe Meile davon liegenden Stadtgen marschirte, wo er bey einem Kramer drey Paar Thee-Tassen, und in der Apothecke den Coffee und Aqua vitae einhandelte, Zucker aber vergass; worüber er sich naehgehends ein klein Räuschgen anhinge, und erst spät in die Nacht zu Hause kam.“ — Damals also, schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war in den polnischen Landesteilen Thee das gemeine, Kaffee das feine Getränk. Thee trank man aus Gläsern, zu dem „fürnehmen“ Kaffee mussten besondere Tassen erst noch eigens gekauft werden.
b. Der vornehme Thee.
Solches Bezeichnen des Kaffees als eines vornehmen Getränkes, welches man wie eine seltene Droge, in der Apotheke kauft, ist für den europäischen, vornehmlich den slavischen, Nordosten bezeichnend. Auch meint man, und im ganzen nicht ohne Grund, dass Kaffee das eigentliche National- Getränk der türkischen und der semitischen Muhamedaner sei. Aber hier giebt es gleich eine scheinbar befremdende Ausnahme. Die Mitglieder der letzten marokkanischen von Seiner Sheritischen Majestät vor einigen Jahren nach Berlin geschickten Gesandtschaft verlangten hier zum Erstaunen des Wirts, der sich auf Kaffee gefasst gemacht hatte, Thee zu trinken, den sie beiläufig, als sie ihn erhielten, mit Befremden zurückwiesen und als Zusatz dazu nach spanisch-portugiesischer Art „Yerba buena“, gutes Kraut, d. i. Pfeffcrminzblätter (folia Menthae piperitae) verlangten, mit welchem Krautzusatz der Thee in Marokko genossen wird. Er ist dort in «len westlichen Teilen des nordafrikanischen Magrib durch die ersten Ostindien- und China-Fahrer die Portugiesen seit dem Ende des 15. oder Anfang des IG. Jahrhunderts eingefiihrt. Dagegen wird von Algerien ab östlich der Kaffee als Volksgetränk genossen, nur Tripolis macht als Theeland wieder eine Ausnahme.
Bei uns, also zunächst in Berlin und der Provinz Brandenburg hat der Kaffee weit leichter und allgemeiner Eingang gefunden als der Thee. Den Thee bevorzugende Länder sind hauptsächlich Portugal, England, Schottland, Irland, die Niederlande, einige Teile von Posen, und von Ost- bezw. Westpreussen, ferner ganz Ostfriesland, Oldenburg und die an der Nordsee liegenden Marschgegenden von Hannover und Schleswig - Holstein, wo man z. B. den Arbeitern in der Ernte kalten Thee mitgiebt, um dem Genuss des in der heissen Jahreszeit leicht Fieber verbreitenden natürlichen Wassers vorzubeugen, ferner Polen, das europäische und asiatische Russland, die Tartarei, Mongolei, China, Korea, Japan, endlich das angelsächsische Nordamerika.
Dagegen kommt bislang der Thee in den übrigen deutschen Landesteilen nicht in dem gleichen Maasse wie der Kaffee zur Geltung. Man verstand und versteht den Thee noch immer nicht bei uns in den grossen Volkskreisen zuzubereiten. Man kocht einen dünnen Absud aus den Thee-