86
Kleine Mitteilungen.
blättern und benutzt letztere nicht selten zu einem zweiten Dekokt, indem man den faden Geschmack des schlechten Gebräus durch Zusatz von Gewürzen (Nelken, Kardamom, Zimmet, Vanille, Gcwtirz - Kügelchen, Muskat u. dergl.) zu verdecken beliebt. Die russisch-polnische Sitte, den Thee aus Gläsern zu trinken und zwar einen Thee ohne Milch aber mit saftigen Citronenscheiben versetzt, hat ebensowenig wie der umständliche Samovar, die nationalrussische Theemaschine, bei uns Eingang gefunden, obwohl wir den russischen Thee (Karawanen -Thee) höher schätzen als den sogen, ostindischen Thee, welcher von China zu Schilfe kommt. In Slid- dcutsehland, namentlich Bayern, ist der Thee noch immer recht wenig beliebt und in Berlin, in Brandenburg, in I'ommern konnte man noch vor wenigen Jahren in den Biirgerfamilien den Ausdruck hören „der vornehme Thee“.
c. „Der Caffetist.“
Ein Lob-Gedicht Auf den Caffe“ betitelt sich ein im Märk. Museum befindliches, im Jahr 1747 (ohne Angabe des Druck- bezw. des Verlagsorts) in gr. 4 gedrucktes Poem von 70 sechszeiligen Strophen mit der Widmung:
Ich bitte, ziimet nicht, ihr Herrn Krambambuliston,*)
Ihr kommet sonst zu kurz, mit unsern Catfetisten:
Ihr habt in eurem Blat weitläufftig ausgefiihrt,
Was der Krambambuli vor Donckungs-Stoff gebiert;
Wir haben eben dis von dem Caffe gewaget,
Und wohl nicht weniger, als dorten ihr gesaget,
Doch mit dem Unterschied, dass euch ein Wörtcrspiol Und uns die Sache selbst zum Denckungs- Stoff gefiel. —
Das Lob des damals namentlich von denjenigen Regierungen, welche nicht Kaffee producierendc Kolonien besassen, viel angefeindeten arabischen Xationalgetränks wird in dem erwähnten Gedichte begeistert gesungen. Die Vorbereitung für den Kaffeetisch giebt ein Sittenbild der Zeit:
Man setzt den Tisch, darauf die Schaalen,
Vom feinsten Dresdner Porcellan,
Die mit weit schönem Farben pralen,
Als China selbst nicht lieffem kan,
Und mit viel bessrer Zeichnung prangen,
Als wir von Japan her empfangen.
*) Gemeint ist der bei den Studenten des 1H. Jahrhunderts so beliebte Cram bambuli-Wein, von dein das alte Kurschenlied singt:
Crambambuli, das ist der Titel
Des Tranks, der sich bei uns bewährt;
Das ist ein ganz probates Mittel,
Wenn uns was Böses widerfährt.
Des Abends spät, des Morgens früh Trink’ ich mein Glas Crambambuli, Crambambuli, Crambambuli.
Ach, wenn die lieben Eltern wüssten Der Herren Söhne grosse Not,
Wie sie so flott verkeilen müssten, Sie weinten sich die Äuglein rotl Indessen thun die Filii Sich bene beim Crambambuli, Crambambuli, Crambambuli
u. s. f.